Terror US-Behörde warnte schon im Mai vor Abdelhamid Abaaoud

Washington · Während die Justiz- und Innenminister der 28 EU-Staaten am Freitag zu einem Notfalltreffen zusammenkommen, um über den Kampf gegen den Terror zu beraten, wurde in der Nacht zu Freitag bekannt, dass Homeland Security, das US-Ministerium für Heimatschutz, schon im Mai in einem Bericht vor dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris gewarnt hat.

Der achtseitige, nicht vertraulich gestempelte Bericht analysiert die Folgen aus einem im Januar im belgischen Verviers vereitelten Anschlag. Überschrift: "Künftige IS-Operationen im Westen könnten dem unterbundenen belgischen Plot ähneln". Er entstand in Zusammenarbeit mit dem FBI und dem nationalen Anti-Terror-Zentrum.

Bild.de zitierte am Donnerstag aus dem Bericht. Zuvor hatten Fox, CNN und die "Daily Mail" darüber berichtet. Im Januar erschossen Sondereinsatzkräfte im belgischen Verviers zwei mutmaßliche Dschihadisten. Abaaoud sei Kopf dieser Zelle gewesen, heißt es in dem Bericht. Er habe sie von Athen aus gesteuert und sich frei durch Europa bewegt.

Wörtlich schreibt Homeland Security, zwar habe die Gruppe von Verviers wohl Anschläge in Belgien geplant. Bei den Ermittlungen über ihre Aktivitäten seien aber mehrere europäische Länder aufgetaucht, darunter Griechenland, Spanien, die Niederlande - und Frankreich.

Außerdem waren mindestens vier der Attentäter von Paris nach Angaben von US-Regierungsvertretern in einer Anti-Terror-Datenbank der amerikanischen Behörden geführt. Mindestens einer der Angreifer stehe zudem auf einer "No Fly List" und habe somit in den USA keine Flüge antreten dürfen, sagten mehrere Insider am Donnerstag. Die Betroffenen seien in die Datenbank aufgenommen worden, nachdem die europäischen Behörden den USA Geheimdienstinformationen zur Verfügung gestellt hätten. Die Regierungsvertreter sagten nicht, welche von den französischen Behörden öffentlich identifizierten Attentäter konkret in den USA erfasst wurden.

Der 28 Jahre alte Abaaoud war am Mittwoch bei einem Polizeieinsatz getötet worden. Er gilt als Drahtzieher der Pariser Anschläge, bei denen 129 Menschen getötet wurden.

Unterdessen kommen die Justiz- und Innenminister der 28 EU-Staaten am Freitag zu einem Notfalltreffen in Brüssel zusammen, um über neue Maßnahmen gegen den Terror zu beraten. Eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris mit 129 Toten werden Frankreich und Belgien ihre europäischen Partner auffordern, Waffengesetze zu verschärfen, die Grenzsicherheit zu erhöhen und Extremistengruppen den Geldhahn zuzudrehen. Ob jedoch sofort umsetzbare Schritte beschlossen werden, ist unklar.

Derweil haben die Anschläge in Paris die Zahl der Besucher auf der Rekrutierungs-Website der französischen Streitkräfte sprunghaft hochschnellen lassen. Seit vergangenem Freitag wurden täglich 1400 Besucher auf sengager.fr registriert, fast sieben Mal so viele wie üblich. "Die Menschen fragen sich: 'Wie können wir uns nützlich machen?' Wir sehen, wie Werte wie die Flagge und andere Nationalsymbole wieder wichtig werden", sagt ein Mitarbeiter der Rekrutierungsabteilung.

In Frankreich wurde der Wehrdienst 1996 abgeschafft. Bei ihren Besuchen auf der Rekrutierungs-Website hinterlassen viele Besucher Namen und E-Mail-Adresse, ein erster Kontakt, mit dem sie ihr Interesse kundtun.

Schon nach dem Angriff auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" im vergangenen Januar stieg das Interesse an einem Job beim Militär - allerdings nur zeitweise. Das französische Heer will in diesem Jahr 15.000 Rekruten anheuern, insbesondere für den Einsatz zur Stärkung der inneren Sicherheit.

(felt/dpa/REU/AFP/AP)
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