Drogenboss gilt vielen als Wohltäter Hunderte wollen Freilassung von "El Chapo"

Culiacán · Hunderte Menschen haben in Mexiko für die Freilassung des festgenommenen Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán demonstriert. Ganz in Weiß gekleidet und begleitet von einer Band marschierten rund 2000 Demonstranten durch die Straßen von Culiacán und riefen "Viva Guzmán"!

 Vielen Mexikanern gilt "El Chapo" als Wohltäter.

Vielen Mexikanern gilt "El Chapo" als Wohltäter.

Foto: dpa, uw

Solidarität mit dem mächtigsten Drogenboss der Welt: Wenige Tage nach der Festnahme von Joaquín "El Chapo" Guzmán haben im Westen von Mexiko Hunderte Menschen gegen seine mögliche Auslieferung an die USA demonstriert. In Culiacán, der Hauptstadt im Bundesstaat Sinaloa, gingen am Mittwoch weiß gekleidete Frauen, Kinder und Jugendliche für den mächtigen Kartellchef auf die Straße, wie die Zeitung "El Universal" berichtete.

"Wir wollen keinen weiteren Krieg. Lasst "El Chapo" frei", war auf einem Transparent zu lesen. Auf einem weiteren hieß es: "Joaquín Guzmán hat uns Arbeit gegeben, im Gegensatz zu euch, ihr korrupten Politiker." In seiner Hochburg im Nordwesten des Landes verfügt das Sinaloa-Kartell über erheblichen Rückhalt in der Bevölkerung.

Gouverneur Mario López Valdez zeigte sich überrascht von der Solidaritätsbekundung. Die Demonstrationen seien ein schlechtes Signal, sagte er am Donnerstag im Fernsehsender Televisa. Die Behörden würden nun ermitteln, wer die Kundgebungen organisiert hatte. Offenbar seien die Demonstranten in einigen Fällen bezahlt worden. Der Regierungschef von Sinaloa räumte allerdings auch ein:
"Es gibt hier eine Subkultur."

So wurde dem Drogenbaron bereits ein Lied gewidmet. "La captura de El Chapo" (Die Festnahme von "El Chapo") ist auf YouTube zu hören und soll in Kürze auf einer CD des Musikers Gonzalo Peña erscheinen. "Der Regierung ist ein dicker Fisch ins Netz gegangen, auf fünf Kontinenten war er der Übervater", heißt es in dem Song.

"Er ist eine bekannte Persönlichkeit und im Moment wird über nichts anderes gesprochen", sagte Peña am Mittwoch der Zeitung "La Jornada". Lieder zu Ehren von bekannten Drogenhändlern - sogenannte "Narcocorridos" - sind in Mexiko äußerst populär. Oft bestellen die Verbrechesyndikate eigens Lieder für ihre Anführer. Der Sänger Peña hat schon für alle Kartelle des Landes "Narcocorridos" komponiert.
Für ein Lied kassiert er nach eigenen Angaben bis zu 40 000 US-Dollar.

Am Ort von Guzmáns Festnahme entwickelt sich unterdessen ein regelrechter Tourismus. Urlauber ließen sich in der Küstenstadt Mazatlán vor der Apartment-Anlage fotografieren, in der "El Chapo" am Wochenende gefasst wurde, berichteten lokale Medien. Taxifahrer würden spezielle "Narco-Touren" anbieten.

Auch in Guamúchil demonstrierten zahlreiche Menschen gegen eine Überstellung des Chefs des Sinaloa-Kartells in die USA und für einen gerechten Prozess. Dort waren aus Hubschraubern zuvor Flugblätter abgeworfen worden, in denen zu dem Protestmarsch aufgefordert wurde, wie die Zeitung "La Jornada" berichtete.

In den Vereinigten Staaten sind zahlreiche Verfahren gegen Guzmán anhängig. Sie wollen dem Drogenboss selbst den Prozess machen, bislang haben die US-Behörden aber noch keinen Auslieferungsantrag gestellt. Nach 13 Jahren auf der Flucht war "El Chapo" am vergangenen Wochenende festgenommen worden. Derzeit befindet er sich im Hochsicherheitsgefängnis Altiplano in der Nähe von Mexiko-Stadt.

(AFP)
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