Projekt "Lava Mae" in San Francisco In diesem Bus erlangen Obdachlose ihre Würde zurück

San Francisco · 3500 Obdachlose leben in San Francisco. Öffentliche Anlagen, in denen sie eine Dusche nehmen können, gibt es in der amerikanischen Großstadt allerdings nur sieben. Das brachte Doniece Sandoval auf eine Idee. Sie ließ einen Bus in eine mobile Dusche umbauen. Ein Projekt, das nicht nur ankommt, sondern auch ausgeweitet werden soll.

 So sieht die mobile Dusche für San Franciscos Obdachlose aus.

So sieht die mobile Dusche für San Franciscos Obdachlose aus.

Foto: Screenshot Youtube/Lava Mae

In hellblauer Farbe angemalt fährt der Bus durch San Francisco. Mit Bildern auf der Seite und einer entsprechenden Bemerkung in der Anzeige, die eigentlich das Fahrtziel anzeigt, wird deutlich gemacht, wofür dieses Gefährt gedacht ist: zum Duschen. Es ist ein Angebot einer kleinen Initiative an die vielen Obdachlosen in San Francisco.

"Jeder hat das Recht, sauber zu sein", steht auf der Webseite der Macher. "Mit Hygiene kommt Würde, mit Würde kommen Chancen", heißt es weiter. Es ist ein Pilotprojekt, das jetzt in der amerikanischen Großstadt gestartet ist. Doch Sandoval und ihre Mitstreiter wollen im nächsten Frühjahr mit einem Vollservice an den Start gehen und dann mit vier Bussen in den Straßen der Stadt unterwegs sein.

Die Idee zu der mobilen Dusche namens Lava Mae kam Sandoval vor zwei Jahren. Via Crowdfunding sammelte sie Geld, kaufte den alten Bus und ließ ihn umbauen. Jetzt sind Toiletten, Duschen und Umkleiden darin zu finden. Schon lange habe sie Obdachlosen helfen wollen, heißt es im Profil der Gründerin auf der Webseite. Allerdings habe sie nie gewusst wie — bis zu dem Tag, als sie auf der Straße an einer jungen Frau vorbei lief und sie immer wieder schrie, dass sie nie sauber sei.

Wasser aus Hydranten der Stadt

Das Wasser, so schreibt der Sender CBS, holt sich der Bus aus den Hydranten der Feuerwehr. Das Projekt Lava Mae (eine Anlehnung ans spanische "Lavame" — "Wasch mich") habe einen Deal mit der Stadt ausgehandelt, um dies nutzen zu können. Sandoval jedenfalls hofft, dass die mobile Dusche den Obdachlosen gewisse Möglichkeiten eröffnet. "Ohne die Möglichkeit, sich waschen zu können, wie kannst du da erfolgreich Beziehungen aufbauen, Jobs finden oder auch eine dauerhafte Bleibe?, wird auch Kara Zordel, Chefin eines Obdachlosenprojekts, auf der Webseite von Lava Mae zitiert.

Die Obdachlose Crystal Hart jedenfalls glaubt im Gespräch mit dem Sender CBS, das die mobile Dusche den Menschen helfen könnte. In ihren dunkelsten Tagen, erzählt sie, habe sie mitunter zwei Wochen lang nicht geduscht. Wieder unter eine Dusche zu treten, sei wie ein Urlaub. "Es hilft mir viel, denn es macht mir wieder klar: Das ist nicht das, was du willst", sagte sie. "So möchtest du nicht sein, du hast Möglichkeiten, dir selbst zu helfen, also versuche sie zu nutzen."

Das Projekt hat sich inzwischen auch herumgesprochen. Laut den Machern gibt es schon Anfragen von Sao Paulo bis Singapur. Und Sandoval und ihr Team helfen gern, Lava Mae auch in anderen Regionen umzusetzen.

(das)
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