Indien Dorfrat soll Gruppenvergewaltigung angeordnet haben

Kolkat · Auf Beschluss des Dorfrats ist in Indien eine junge Frau einer Gruppenvergewaltigung ausgeliefert worden. Die Misshandlung durch etwa ein Dutzend Männer wurde von dem Dorfrat von Subalpur im Bundesstaat Westbengalen als Strafe verhängt, weil die 20-Jährige eine Affäre mit einem jungen Mann aus einem Nachbardorf hatte, wie der zuständige Bezirkspolizeichef am Donnerstag sagte. Politiker aller Lager verurteilten die Tat.

2014: Indien empört über neue Gruppenvergewaltigung
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"Das Mädchen wurde von mehreren Männern vergewaltigt, weil sie eine Affäre mit einem Jugendlichen aus einer anderen Gemeinde hatte und die vom Dorfrat verhängte Geldstrafe nicht zahlen konnte", sagte Polizeichef C. Sudhakar. Das unverheiratete Mädchen vom Stamm der Santhal und der Junge, ein Muslim aus einem nahe gelegenen Dorf, seien vor den Rat gezerrt und an zwei Bäume gefesselt worden.

Als die Eltern der Frau zu erkennen gegeben hätten, dass sie die Strafe in Höhe von umgerechnet 295 Euro nicht aufbringen könnten, habe der Rat die Vergewaltigungsstrafe ausgesprochen, hieß es weiter. Der junge Mann sei unter der Auflage freigelassen worden, seine Strafe binnen einer Woche zu begleichen. Die Vergewaltigung wurde demnach am Dienstag in einer Hütte in dem Dorf verübt.

Insgesamt 13 von der Frau identifizierte Verdächtige, darunter der Vorsitzende des Dorfrats, seien festgenommen worden, teilte die Polizei weiter mit. Sie mussten demnach am Donnerstag vor einem Gericht in der nahen Stadt Bolpur erscheinen, das ihnen eine Freilassung auf Kaution verwehrt habe. Die junge Frau wurde demnach in ein Krankenhaus des Bezirks Birbhum gebracht.

Fernsehbilder zeigten die Frau mit einem Tuch um den Kopf. "Sie haben mich vergewaltigt, alle waren sie im Alter meines Vaters", sagte sie mit leiser Stimme. Stammes- und Kastenräte haben vor allem in Teilen des nördlichen Indiens einen starken Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Regelmäßig verhängen sie für bestimmte moralische Verfehlungen harte Strafen.

Gruppenvergewaltigungenkommen immer wieder vor

Gruppenvergewaltigungen sorgen in Indien immer wieder für Schlagzeilen. Ein besonders schwerer Fall jährte sich Ende Dezember - eine Tat, die mit dem Tod einer 23-Jährigen in Neu Delhi endete. Sechs Männer hatten sich am 16. Dezember 2012 an der Studentin vor den Augen ihres Freunds in einem Bus vergangen und sie unter anderem mit einer Eisenstange so schwer misshandelt, dass sie knapp zwei Wochen später starb.

Das Verbrechen wühlte die indische Öffentlichkeit auf und trieb tausende Menschen zu Protesten gegen die verbreitete sexuelle Gewalt gegen Frauen und die Gleichgültigkeit der Behörden auf die Straßen. Die Politik reagierte mit der Einführung der Todesstrafe bei Vergewaltigungen mit Todesfolge. Dennoch wurden seither immer wieder schwere Sexualverbrechen begangen, unter anderem auch an ausländischen Touristinnen.

Die Tat vom Dienstag wurde im gesamten politischen Spektrum Indiens als abscheulich verurteilt. "In einem demokratischen Land, das auf Rechtsstaatlichkeit fußt, kann keine Selbstjustiz erlaubt werden", sagte Informationsminister Manish Tewari vor Journalisten. Die Frauenrechtsaktivistin Kavita Krishnan beklagte eine große "Diskrepanz zwischen unserer Verfassung und unserer Gesellschaft".

(afp)
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