Irak IS-Kämpfer massakrieren 16 Lebensmittel-Händler

Bagdad · Während Syrien als auch der Irak zum Gegenschlag gegen den Islamischen Staat (IS) ausholen, hat die Dschihadistenorganisation im Irak 16 Händler hingerichtet, die Lebensmittel in von der Regierung kontrollierte Gebiete bringen wollten.

In diesen Ländern gibt es gefährliche IS-Ableger
Infos

In diesen Ländern gibt es gefährliche IS-Ableger

Infos
Foto: ap

Dies berichtete am Sonntag der Bürgermeister der von der Regierung kontrollierten Stadt Haditha im Westen des Landes. "Sie wollten vor allem Lebensmittel, unter anderem Gemüse, von Baidschi nach Haditha bringen." Die Leichen der am Samstagabend getöteten Händler seien am Straßenrand entdeckt worden, sagte Bürgermeister Abdelhakim al-Jughaifi.

Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden einige der Händler von den Dschihadisten erschossen. Anderen sei die Kehle durchgeschnitten worden. Ein Stammesvertreter berichtete seinerseits, bei den Leichen sei eine Nachricht des IS gefunden worden. Darin sei die Ermordung der Händler als "Rache" für den Tod mehrerer Dschihadisten bei Kämpfen nahe Haditha bezeichnet worden.

Baidschi wird vom IS kontrolliert, die Stadt liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Bagdad am Tigris. Haditha liegt etwa 130 Kilometer südwestlich von Baidschi am Eufrat. Es ist die letzte große Stadt in der Provinz Al-Anbar, die noch unter Kontrolle der Regierungstruppen ist.

Gegenoffensive läuft an

Nach den militärischen Erfolgen der Terrormiliz holen sowohl Syrien als auch der Irak zum Gegenschlag aus. Syrien zog um die vom IS eingenommene antike Stadt Palmyra Truppen zusammen, wie der zuständige Gouverneur am Sonntag sagte. In der irakischen Provinz Anbar eroberten Soldaten und schiitische Milizen nach eigenen Angaben eine Kleinstadt vom IS zurück. US-Verteidigungsminister Ash Carter zweifelt allerdings offen am Kampfeswillen der irakischen Armee.

Er bezog dies in einem CNN-Interview am Sonntag auf die Eroberung der Provinzhauptstadt Ramadi durch den IS. Zahlenmäßig seien die irakischen Kräfte den IS-Kämpfern überlegen gewesen, und doch hätten sich die Iraker zurückgezogen. "Das zeigt mir und den meisten von uns, dass wir ein Problem mit dem Willen der Iraker haben, den IS zu bekämpfen und sich zu verteidigen", sagte Carter.

Der irakische Abgeordnete Hakim-al-Samili, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, wies Carters Äußerungen zurück. Diese seien unrealistisch und unfundiert, sagte er. Die USA trügen Mitschuld am Fall von Ramadi, weil sie kein gutes Material geliefert und keine gute Luftunterstützung geleistet hätten.

Der IS hatte Ramadi vor einer Woche unter seine Kontrolle gebracht. Irakische Soldaten zogen überstürzt ab und ließen Luftabwehrwaffen, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zurück. Zuletzt hatte die Regierung aber eine Gegenoffensive angekündigt, die nun offenbar begann. Ein Sicherheitsbeamter meldete, man habe die vom IS besetzte Kleinstadt Husseiba vor den Toren Ramadis zurückgewonnen.

In Syrien hatte der IS vor wenigen Tagen die antike Wüstenstadt Palmyra eingenommen, die zum Weltkulturerbe zählt. Die Regierung plane aber eine Gegenoffensive und sammele dafür seine Soldaten, sagte der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi, der Nachrichtenagentur AP. Wann der Angriff beginnen werde, sei noch nicht entschieden. Der Gouverneur sagte, der IS habe seit seiner Einnahme von Palmyra Massaker verübt. Zudem seien Zivilisten, darunter Frauen, an unbekannte Orte verschleppt worden.

Die USA unterstützen indirekt Syriens Kampf gegen den IS, obwohl Washington eigentlich für einen Amtsverzicht des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad eintritt. Bei Palmyra flog das von den USA geführte Bündnis gegen den IS erstmals einen Luftangriff. Dabei seien sechs Flugabwehrraketensysteme und ein weiterer Artillerieteil zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Experten befürchten, der IS könne die 2000 Jahre alten Ruinen aus der Römerzeit in der Nähe von Palmyra verwüsten. Der Aktivist Chaled al-Homsi sagte der Nachrichtenagentur AP, dass Milizen bereits eine Statue im Foyer des Museums zerstört hätten. Es handele sich um einen Nachbau, der frühere Bewohner von Palmyra darstelle.

Der IS hatte seinen Ursprung als Al-Qaida-Ableger im Irak. Später sagten sich die sunnitischen Extremisten von dem Terrornetzwerk los und wurden selbst im syrischen Bürgerkrieg aktiv. Inzwischen beherrschen sie in Syrien und im Irak weite Landstriche. Im Irak haben sie bereits viele unwiederbringliche Kulturgüter zerstört.

(AFP/AP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort