"Das war noch nicht alles" IS ruft nach Paris-Attentaten zu weiteren Anschlägen auf

Beirut · Während die Dschihadisten-Organisation "Islamischer Staat" (IS) in Kobane eine Niederlage hinnehmen muss, ruft sie nach den islamistischen Anschlägen in Paris zu weiteren Attentaten auf Christen auf.

IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi - der unsichtbare Scheich
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"Wir rufen die Muslime in Europa und im ungläubigen Westen auf, die Kreuzritter anzugreifen, wo immer sie sich aufhalten", hieß es in einer am Montag im Internet veröffentlichten Audio-Botschaft von IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani. Die "christlichen Bastionen" würden fortan in einem Zustand "des Terrors, der Angst und der Unsicherheit" leben. "Das war noch nicht alles", drohte die Organisation.

Al-Adnani fügte hinzu, der IS werde alle Muslime als Feinde betrachten, die dem Aufruf trotz vorhandener Gelegenheiten zum Verüben von Anschlägen nicht folgten. Bei der Anschlagsserie auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt waren vor knapp drei Wochen insgesamt 17 Menschen getötet worden. Die drei Attentäter wurden bei Polizeieinsätzen erschossen. Als Urheber des Anschlags auf "Charlie Hebdo" bekannte sich die Terror-Organisation Al Qaida auf der arabischen Halbinsel (Aqap), der Attentäter in dem jüdischen Supermarkt berief sich auf den IS.

Ägyptens Großmufti Scheich Schawki Allam hat derweil den Anspruch der Dschihadistenmiliz bestritten, gemäß den Geboten des Islam zu handeln. Der IS sei "weder ein Staat, noch ist er durch den Islam gerechtfertigt", sagte der oberste islamische Geistliche Ägyptens am Montag bei eine Veranstaltung in Singapur. Die Errichtung eines islamischen Staats müsse bis zu den Wurzeln reichen. Der Begriff Islamischer Staat sollte nicht im Zusammenhang mit der IS-Miliz benutzt werden, sagte Scheich Allam.

Die Miliz hatte im Sommer weite Gebiete im Irak und Syrien in ihre Gewalt gebracht und verfolgt seither brutal religiöse Minderheiten und Andersdenkende. Scheich Allam betonte, die IS-Kämpfer missbrauchten den Islam. "Die wichtigste Absicht Allahs war gewiss nicht Zerstörung, Tötung und Krieg", sagte der Großmufti. "Was wir suchen, ist Stabilität. Wenn diese Leute allein Zerstörung verbreiten und dabei sagen, im Namen des Islam zu handeln, ist dies gewiss nicht, worum es im Islam geht."

Kobane befreit

Kurdische Kämpfer haben unterdessen dem IS eine schwere Niederlage zugefügt und die nordsyrische Stadt Kobane vollständig befreit. Damit endete am Montag nach rund vier Monaten vorerst eine der erbittertsten Schlachten im syrischen Bürgerkrieg. Die Kurden hoffen nun, die Extremisten auch in anderen Kampfgebieten zurückdrängen zu können.

Kurdische Einheiten brachten am Montag im Osten Kobanes die letzten Viertel unter ihre Kontrolle, wie einer ihrer Sprecher der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Anschließend durchkämmten sie dort Häuser nach Sprengladungen, die die Dschihadisten dort versteckt hatten.

Der IS hatte im September seinen Vormarsch auf die vor allem von Kurden bewohnte Stadt an der Grenze zur Türkei begonnen. Zunächst überrannten IS-Kämpfer die Dörfer im Umland und trieben Zehntausende Menschen in die Flucht. Von Kobane selbst konnten die Extremisten teilweise mehr als die Hälfte unter Kontrolle bringen.

(AFP)
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