Tote bei Anschlag auf israelische Touristen Israel beschuldigt Iran und will "hart reagieren"

Sofia · Mindestens sechs Menschen sind bei einem Anschlag auf einen mit israelischen Jugendlichen besetzten Bus in Bulgarien getötet worden. 32 weitere seien bei der Explosion am Flughafen der Küstenstadt Burgas verletzt worden, teilten die bulgarische Polizei und Krankenhausvertreter mit. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu machte den Iran für die tödliche Explosion verantwortlich.

Mehrere Tote bei Anschlag auf Reisebus in Bulgarien
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Mehrere Tote bei Anschlag auf Reisebus in Bulgarien

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Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete von sieben Toten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte den Iran für den Anschlag verantwortlich und kündigte eine entschlossene Reaktion an.

Auf Fernsehaufnahmen war ein ausgebranntes Wrack zu sehen.
Weitere Busse und Autos standen in Flammen. Über dem Parkplatz stieg schwarzer Rauch auf.

Die Augenzeugin Gal Malka sagte dem israelischen Sender Channel 2, jemand habe den Bus bestiegen und kurz darauf sei es zu einer gewaltigen Explosion gekommen. "Wir waren an der Bustür und einige Sekunden später haben wir einen lauten Knall gehört", sagte sie. Was genau die Explosion ausgelöst hatte, war unklar. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu einem Anschlag.

In der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurden unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen verschärft. In Bulgarien leben rund 5.000 Juden, die meisten von ihnen in der Hauptstadt. Zudem gilt das osteuropäische Land als beliebtes Ziel israelischer Touristen.

Ein Flug aus Tel Aviv sei um 16.45 Uhr (Ortszeit) in Burgas gelandet, sagte der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jonathan Rosenzweig. Rund 40 Minuten später habe sich die Explosion ereignet. Zu dem Zeitpunkt hätten die Touristen offenbar gerade die Busse bestiegen, um zu ihren Hotels zu fahren.

Netanjahu macht Iran für Anschlag verantwortlich

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte sofort den Iran für den Anschlag verantwortlich. "Alle Spuren weisen auf den Iran hin", sagte er nach Medienberichten. In den vergangenen Monaten habe es versuchte Anschläge auf Israelis in Thailand, Indien, Georgien, Kenia und Zypern gegeben: "18 Jahre nach dem Bombenanschlag auf das Gebäude der israelischen Gemeinde in Argentinien geht der iranische Terror gegen unschuldige Menschen weiter", sagte der Regierungschef. Er sprach von einer "weltweiten iranischen Terrorkampagne". Israel werde darauf hart reagieren.

Mit der Anspielung auf Argentinien bezog sich Netanjahu auf einen verheerenden Anschlag auf das Jüdische Zentrum in Buenos Aires, bei dem 1994 mindestens 86 Menschen getötet wurden.

Medienberichten zufolge will Israel ein Hilfsteam von Ärzten und Sanitätern mit medizinischer Ausrüstung nach Burgas schicken. Im Außenministerium in Jerusalem sei eine Krisensitzung einberufen worden.

Das Weiße Haus zeigte sich bestürzt über den Anschlag. Die Vereinigten Staaten "verurteilen solche Angriffe auf unschuldige Menschen, insbesondere Kinder, auf das Schärfste", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Die Gedanken und Gebete von Präsident Barack Obama seien bei den Familien der Getöteten und Verletzten. Die USA stünden an der Seite des israelischen sowie des bulgarischen Volkes, sagte Carney weiter.

Außenminister Guido Westerwelle forderte: "Die Täter müssen gefunden und für diese schreckliche Tat zur Rechenschaft gezogen werden." Er sprach den Angehörigen der Opfer und den Verletzten sein Mitgefühl aus. "Wir müssen alles dafür tun, dass unsere israelischen Gäste ohne Angst überall in der Europäischen Union reisen können", sagte Westerwelle.

Knobloch entsetzt

Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, hat den Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien verurteilt. "Es ist unerträglich, dass die Menschen in Israel in ihrer Heimat ebenso wie im Ausland von Terror bedroht sind", sagte Knobloch, die auch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist, am Mittwochabend.

"Hier sind ideologische Kräfte am Werk, die einen politischen Aussöhnungsprozess mit menschenverachtender Gewalt verhindern wollen." Die Staatengemeinschaft dürfe nicht zulassen, dass die Terroristen siegten, sagte Knobloch weiter.

Erst im Januar war einem Bericht der "Jerusalem Post" zufolge ein verdächtiges Päckchen an Bord eines Busses gefunden worden, der israelische Touristen von der Türkei nach Bulgarien brachte. Die israelische Regierung hatte Befürchtungen geäußert, ihre Bürger könnten im Ausland zum Ziel von Anschlägen der radikalislamischen Hisbollah werden.

Vor vier Jahren war ein hoher Kommandant der Organisation getötet worden. Dahinter wird der israelische Geheimdienst Mossad vermutet. Israel hatte deshalb um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gebeten, etwa in der Hauptstadt Sofia.

(AFP/AP/dpa)
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