Neues Schiff auf Kurs Israel weist Gaza-Aktivisten aus

Jerusalem/Ankara (RPO). Zwei Tage nach dem international scharf kritisierten Militäreinsatz gegen eine Hilfsflotte für den abgeriegelten Gazastreifen will Israel alle noch festgehaltenen Aktivisten abschieben, darunter auch sechs Deutsche. Auf eine strafrechtliche Verfolgung der insgesamt fast 700 Menschen, die vorübergehend festgesetzt worden waren, werde verzichtet, erklärte die Staatsanwaltschaft. Israel kommt mit ihrer Freilassung einer Aufforderung der Türkei nach.

Gaza 2010: Israelische Marine greift Hilfskonvoi an
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Gaza 2010: Israelische Marine greift Hilfskonvoi an

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Foto: AFP

Fünf der insgesamt sechs festgenommenen deutschen Gaza-Aktivisten wurden aus dem israelischen Gefängnis Beerscheba freigelassen. Der sechste, verletzte Deutscher wurde später aus dem Krankenhaus in Tel Aviv entlassen, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Drei der deutschen Staatsangehörigen befanden sich am Abend bereits am Flughafen Tel Aviv, die drei anderen waren auf dem Weg dorthin. Für alle wurde eine baldige Ausreise angestrebt.

Türkisches Parlament fordert Entschuldigung

Das türkische Parlament forderte Israel am Mittwoch zu einer offiziellen Entschuldigung für die Kommandoaktion in der Nacht zum Montag auf, bei der neun pro-palästinensische Aktivisten getötet wurden. Außerdem müsse Israel den Hinterbliebenen eine Entschädigung zahlen und die Verantwortlichen für den Einsatz vor Gericht stellen, heißt es in der am Mittwoch verabschiedeten Deklaration. Die türkische Regierung wird darin zu einer umfassenden Überprüfung des Verhältnisses zwischen beiden Ländern auf allen Ebenen aufgefordert. Die Mehrzahl der pro-palästinensischen Aktivisten stammt aus der Türkei.

Angesichts der Empörung Ankaras über den israelischen Militäreinsatz begannen Angehörige israelischer Diplomaten in der Türkei auf Anweisung der Regierung in Jerusalem, das Land zu verlassen. Hunderte Türken gingen den dritten Tag in Folge gegen den Militäreinsatz auf die Straße.

Papst befürchtet weitere Gewalt

Der britische Premierminister David Cameron nannte den israelischen Militäreinsatz "vollkommen inakzeptabel" und forderte ein Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens. Die Abriegelung des Autonomiegebiets stärke lediglich die Herrschaft der Hamas, sagte der neue Regierungschef vor dem Unterhaus.

Papst Benedikt XVI. zeigte sich besorgt, dass der israelische Militäreinsatz "dramatische Konsequenzen haben und noch mehr Gewalt" zur Folge haben könnte. Nicaragua bricht nach Angaben von Präsident Daniel Ortega wegen der Kommandoaktion seine diplomatischen Beziehungen zu Israel ab.

Ägypten lockert Blockade

Der UN-Menschenrechtsrat verurteilte die israelische Erstürmung der Hilfsflotte als "abscheulichen Angriff". Ermittlungen sollten klären, ob Israel bei dem tödlichen Militäreinsatz gegen internationales Recht verstoßen habe, heißt es in einer am Mittwoch in Genf verabschiedeten Resolution.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die Kritik an dem Einsatz zurück. Die Gaza-Blockade sei notwendig, um Raketenangriffe gegen Tel Aviv und Jerusalem zu verhindern, sagte Netanjahu am Mittwoch.

(RTR/born)
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