Erfolgreicher Hungerstreik Israel will palästinensischen Häftling freilassen

Jerusalem · Jerusalem (dapd). Nach mehr als zwei Monaten Hungerstreik kann ein palästinensischer Häftling auf seine Freilassung durch die Behörden Israels hoffen.

Ultraorthodoxe demonstrieren mit Judenstern
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Sofern keine "zusätzlichen, entscheidenden Beweise" hinzukämen, werde der 33-jährige Chader Adnan am 17. April aus der Haft entlassen, teilte das Justizministerium in Jerusalem am Dienstag mit. Gemäß einer Vereinbarung vor dem Obersten Gericht werde der wegen seiner Mitgliedschaft in einer militanten Islamistengruppe im Dezember Festgenommene im Gegenzug unverzüglich wieder essen.

Seit 66 Tagen hatte Adnan nur Wasser zu sich genommen, teilweise mit Vitaminen und anderen Nährstoffen angereichert. Nach Angaben seiner Ärzte schwebte er in akuter Lebensgefahr. Hardliner der israelischen Regierung kritisierten die Freilassung dennoch. "Es war eine falsche Entscheidungen, einen Dschihad-Aktivisten freizulassen.
Aber es ist unsere Pflicht, jede Entscheidung des Obersten Gerichts zu würdigen und zu respektieren", sagte Außenminister Avigdor Liebermann.

Einer der Verteidiger Adnans bezeichnete die Freilassung seines Mandanten hingegen als Präzedenzfall. "Scheich Chader ist ein Beispiel für die Palästinenser", sagte der Anwalt Mahmud Hassan. "Er hat gezeigt, dass ihre Forderungen erfüllt werden können". Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich am Dienstag etwa zwei Dutzend Anhänger Adnans versammelt, die nach Bekanntgabe der Entscheidung palästinensische Fahnen schwenkten und immer wieder "Chader kommt nach Hause" riefen.

Islamisten drohten Israel mit Vergeltung

Der Hungerstreik hatte in den vergangenen Wochen große öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Im Westjordanland und im Gazastreifen kam es immer wieder zu kleineren Protesten gegen die ohne Anklage erfolgte Inhaftierung. Im Internet tauschten Aktivisten über Facebook und Twitter Neuigkeiten zu Adnans Zustand aus. Die militante Gruppe Islamischer Dschihad, als deren Sprecher Adnan zeitweise aufgetreten war, drohte Israel für den Fall seines Todes mit Vergeltung.

Die israelische Justiz erlaubt es den Streitkräften, verdächtige Extremisten ohne Anklage einzusperren - zunächst nur für sechs Monate, doch die Haftzeit kann unbegrenzt verlängert werden. Begründet wird das Vorgehen mit der Sensibilität der Beweismittel.
Zum Schutze der nationalen Sicherheit dürften diese auch nicht von einem Anwalt eingesehen werden. Menschenrechtler kritisieren die israelische Praxis seit langem.

(APD)
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