Hunderte Menschen an Bord Italienische Küstenwache übernimmt Kontrolle über Flüchtlingsschiff
Rom · Die italienische Küstenwache hat die Kontrolle über das Schiff übernommen, das mit rund 450 Flüchtlingen an Bord führerlos im Mittelmeer trieb. Sechs Männer der Küstenwache hätten sich am Freitag von einem Militärhubschrauber auf die "Ezadeen" abgeseilt und nun die Kontrolle über das 73 Meter lange Handelsschiff übernommen, teilte die italienische Marine mit.
Das unter der Flagge von Sierra Leone fahrende Schiff befand sich demnach 37 Kilometer vor der Küste von Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien.
Die Schlepper der Flüchtlinge hatten das Schiff zuvor verlassen und die Insassen ihrem Schicksal überlassen. Einem Einwanderer an Bord gelang es, den Bordfunk anzuschalten und die italienische Küstenwache darüber zu informieren, dass die Crew von Bord gegangen sei. Gefunden wurde das Schiff schließlich von einem Flugzeug der Küstenwache, da bewegte es sich mit rund sieben Knoten auf die Küste zu.
Nach Angaben der Armee fielen die Maschinen an Bord aus, außerdem erschwerten Unwetter die Rettung der Flüchtlinge. Die Küstenwache rief ein isländisches Patrouillenboot zur Hilfe, das in der Nähe im Einsatz war, doch deren Besatzung konnte wegen des schlechten Wetters nicht an Bord gehen. Die italienische Luftwaffe schickte schließlich den Helikopter zu dem Schiff. Wegen des Wetters könne das Handelsschiff "nur aus der Luft bestiegen" werden, erklärte die Armee.
Erst am Dienstag hatte die italienische Küstenwache in letzter Minute ein Flüchtlingsdrama verhindert und einen Frachter mit rund 770 syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen an Bord von einem Kollisionskurs mit der apulischen Küste abgebracht. Die Besatzung hatte die Steuerung blockiert und das Schiff und die Insassen sich selbst überlassen.
Erst am Vortag waren fast 800 Bootsflüchtlinge auf einem führerlosem Frachter vor Süditalien nur knapp einer Katastrophe entgangen. Das Schiff "Blue Sky M" mit 768 Migranten an Bord war in der Nacht zum Mittwoch auf die Küste der Region Apulien zugesteuert und konnte von der Küstenwache unter Kontrolle gebracht werden. Von der Besatzung fehlte jede Spur.