Flüchtlingskatastrophe Italien will ertrunkene Bootsflüchtlinge bergen lassen

Rom · In der Debatte um eine Quote zur Verteilung von Flüchtlingen in Europa setzt Italien nun ein Zeichen. Regierungschef Matteo Renzi kündigte an, die Leichen von hunderten ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer bergen zu wollen.

 Der Untergang des Flüchtlingsbootes vor der libyschen Küste hatte den dringenden Handlungsbedarf angesichts der Krise im Mittelmeer deutlich gemacht.

Der Untergang des Flüchtlingsbootes vor der libyschen Küste hatte den dringenden Handlungsbedarf angesichts der Krise im Mittelmeer deutlich gemacht.

Foto: dpa, dan lre

"Wir werden an den Meeresgrund gehen und dieses Boot bergen", sagte er. "Dort unten sind 500 bis 600 Leichen. Die ganze Welt soll sehen, was geschehen ist", fügte der Ministerpräsident hinzu. Damit wolle er bewirken, "dass diejenigen, die vorgeben, nichts gesehen zu haben, damit aufhören". Renzi wandte sich damit gegen die vielen EU-Länder, die eine Quote zur Verteilung der vielen Flüchtlinge ablehnen.

Renzi führte aus, die Bergungsaktion werde voraussichtlich "zwischen 15 und 20 Millionen Euro" kosten. "Ich hoffe, die Europäische Union bezahlt, wenn nicht, machen wir das", fügte der italienische Regierungschef hinzu.

An Bord des Flüchtlingsboots waren mehr als 700 Menschen gewesen, darunter auch Kinder. Sein Untergang vor der libyschen Küste hatte den dringenden Handlungsbedarf angesichts der Flüchtlingskrise im Mittelmeer deutlich gemacht, die EU setzte einen Sondergipfel an.

Vorige Woche stellte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sein Vorhaben vor, die Flüchtlinge künftig mit einer Quote gerechter auf die EU-Mitgliedstaaten zu verteilen, um die Mittelmeer-Anrainer wie Italien und Griechenland zu entlasten. Etwa ein Dutzend Mitgliedstaaten, darunter Großbritannien, Frankreich, Spanien und Ungarn, lehnen das Vorhaben jedoch ab.

(AFP)
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