Unesco-Statistik Jeden fünften Tag wird ein Journalist bei der Arbeit getötet

Bonn · Journalisten leben vor allem in Konfliktregionen gefährlich. Jeden fünften Tag wird einer von ihnen getötet. In nicht einmal jedem zehnten Fall wird der Täter zur Verantwortung gezogen.

 In der Ukraine wurde im Sommer der Journalist Pawel Scheremet getötet

In der Ukraine wurde im Sommer der Journalist Pawel Scheremet getötet

Foto: dpa, rp ase fdt

Alle fünf Tage wird im Schnitt irgendwo auf der Welt ein Journalist wegen seiner Arbeit umgebracht. Von 2006 bis Ende 2015 verloren nach einer Unesco-Statistik mindestens 827 Journalisten ihr Leben bei der Ausübung ihres Berufes. Allein im vergangenen Jahr waren es 115 - nicht einmal jeder zehnte der Todesfälle wurde aufgeklärt, teilte die Unesco zum Internationalen Tag gegen die Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten mit.

Aus diesem Anlass veröffentlicht die Organisation der Vereinten Nationen den Bericht "Sicherheit von Journalisten und die Gefahr der Straflosigkeit". Darin heißt es: "Durchschnittlich alle fünf Tage wird ein Journalist aufgrund seiner Arbeit umgebracht. Hinzu kommen Verbrechen wie Entführungen, willkürliche Verhaftungen, Folter, Einschüchterungen, Belästigungen und die Beschlagnahmung von Recherchematerial."

Auch wenn in vielen Ländern eine erhöhte Bereitschaft zu erkennen sei, solche Straftaten zu ahnden, bleibe die Ermordung von Journalisten erschreckend oft ohne Konsequenzen für die Täter. Allein 2014 und 2015 wurden nach den Unesco-Daten 213 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet, 78 von ihnen in arabischen Ländern. Die Region sei damit aufgrund der Konflikte in Syrien, dem Irak, Jemen und Libyen erneut die für Journalisten gefährlichste Region weltweit gewesen. In Lateinamerika und der Karibik wurden 51 Journalisten umgebracht, 34 in Asien und der Pazifikregion, 27 in Afrika. In Zentral- und Osteuropa waren es 12.

Mit elf Todesfällen sei die Mordrate unter Journalisten auch in Westeuropa erheblich gestiegen, insbesondere aufgrund des islamistischen Terroranschlags auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris im Januar 2015, bei dem acht Mitglieder der Redaktion getötet wurden. Waren in den vergangenen zehn Jahren insbesondere Printjournalisten Opfer von Tötungsdelikten, arbeitete 2014 und 2015 die Mehrzahl der ermordeten Journalisten für das Fernsehen.

Deutlich gestiegen ist 2015 die Zahl der getöteten Online-Journalisten. Von den 21 ermordeten Online-Journalisten und Bloggern kam fast die Hälfte aus Syrien. Die am stärksten gefährdete Gruppe sind nach Einschätzung der Unesco freie Journalisten, die oft ohne angemessenen Schutz arbeiteten: So wurden in den vergangenen zwei Jahren 40 freie Reporter und Bürgerjournalisten, die online berichteten, umgebracht.

(crwo/dpa)
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