Studie der EU-Kommision Jeder Vierte hält Vergewaltigung unter Umständen für gerechtfertigt

Düsseldorf · Die Europäische Kommission hat in einer Studie das Thema häusliche Gewalt erforschen lassen. Ein erschreckendes Ergebnis der Untersuchung: Mehr als ein Viertel der Befragten hält sexuelle Gewalt unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt.

Die Untersuchung hatte die EU-Kommission aus Anlass des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen in Auftrag gegeben. Jede dritte Frau in Europa war laut EU-Kommission in ihrem Leben schon einmal Opfer sexueller Gewalt.

Zwar bezeichnen 96 Prozent der Europäer häusliche Gewalt als nicht hinnehmbar, doch 27 Prozent sagen, dass sexuelle Handlungen, die ohne Einwilligung erfolgen, unter bestimmten Umständen hingenommen werden können.

  • Zwölf Prozent halten sexuelle Gewalt für gerechtfertigt, wenn die Frau zu dem Zeitpunkt unter Einfluss von Drogen oder Alkohol steht.
  • Elf Prozent halten sexuelle Gewalt für gerechtfertigt, wenn die Frau einen Mann mit zu sich nach Hause nimmt.
  • Zehn Prozent halten sexuelle Gewalt für gerechtfertigt, wenn die Frau zu aufreizende Kleidung trägt.
  • Zehn Prozent halten sexuelle Gewalt für gerechtfertigt, wenn die Frau sich während des Übergriffs weder verbal noch körperlich wehrt.
  • Zwei Prozent halten es gar für okay, wenn der Mann sich nachher bei der Frau entschuldigt.

Besonders erschreckend ist an den Begründungen, dass den Frauen häufig die Schuld an einer Vergewaltigung zugeschoben wird. Was speziell an diesem Punkt der Untersuchung auffällt: In der Fragestellung ist nicht explizit von Vergewaltigung oder Nötigung die Rede, es wird von "nicht einvernehmlichem Sex" (engl. "non-consensual sex") gesprochen. Das Ergebnis hätte möglicherweise anders ausgesehen, wären die genannten Schlüsselwörter benutzt worden.

Die EU-Kommission will im kommenden Jahr mit einer Kampagne gegen Gewalt an Frauen vorgehen. "Wir müssen der Gewalt und den die Frauen gefährdenden Klischeevorstellungen gemeinsam ein Ende setzen. Gewalt gegen Frauen ist nicht hinnehmbar", heißt es dazu von Seiten der Kommission.

Für die Erhebung befragte die EU-Kommission zwischen Anfang und Mitte Juni 27.818 Bürger in sämtlichen 28 EU-Staaten.

(csr)
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