Chaotische Szenen in Kalifornien Journalisten stürmen Wohnung des Attentäter-Ehepaares

San Bernardino · Eigentlich war die Wohnung versiegelt, doch der Vermieter der Attentäter von San Bernardino in Kalifornien öffnete dennoch die Türen – und ließ Dutzende Fotografen und Kameraleute hinein.

 Diese Fotos des Attentäter-Paares veröffentlichten die Ermittler.

Diese Fotos des Attentäter-Paares veröffentlichten die Ermittler.

Foto: afp, rix/ACR

Eigentlich war die Wohnung versiegelt, doch der Vermieter der Attentäter von San Bernardino in Kalifornien öffnete dennoch die Türen — und ließ Dutzende Fotografen und Kameraleute hinein.

Noch bevor die US-Bundespolizei FBI die Schießerei mit 14 Toten in Kalifornien offiziell als islamistischen "Terrorakt" eingestuft hat, konnte die gesamte Nation am Freitag schon das Haus der beiden Attentäter besichtigen. Gegen 9.15 Uhr (Ortszeit) brach der Eigentümer der Wohnung, in der das Ehepaar Syed Farook und Tashfeen Malik gewohnt hatte, die Polizeisiegel auf und ließ die Presse hinein. Dutzende Fotografen, Kameraleute und Neugierige durchwühlten daraufhin den Ort, der für die Ermittler von höchstem Interesse ist.

 Der Eigentümer Doyle Miller hatte die Journalisten in die Wohnung gelassen.

Der Eigentümer Doyle Miller hatte die Journalisten in die Wohnung gelassen.

Foto: afp, rlb/rix

Die Reporter zeichneten in der Wohnung Bilder des Ehepaares auf, das eine sechs Monate alte Tochter hatte und von der Polizei nach ihrer Attacke auf eine Sozialeinrichtung in San Bernardino am Mittwoch erschossen worden war. Die Kuscheltiere des Kindes wurden ebenso im Fernsehen gezeigt wie ein Gebetsteppich, Rechnungen der Familie, ein Führerschein, Konservenbüchsen und sogar der Inhalt des Papierkorbs. Auch ein Foto der 27-jährigen Frau wurde veröffentlicht.

Nach einem Bericht des Senders MSNBC hatte ein Journalist dem Eigentümer der Wohnung 1000 Dollar für den Zutritt bezahlt — die anderen Medienvertreter waren dann hineingedrängt. "Das ist das Chaos hier", rief Eigentümer Doyle Miller aus, der von den Ereignissen offenbar überrollt wurde.

Die Bundespolizei FBI verteidigte sich danach gegen den Vorwurf, sie habe die Wohnung nicht ausreichend abgeriegelt. Die Beamten hätten in weniger als 48 Stunden ihre wissenschaftlichen Analysen in der Wohnung in Redlands nicht weit von San Bernardino entfernt abgeschlossen.

Wenn ein Ort den Besitzern wieder überlassen werde, "dann ist das nicht mehr unser Problem, wer da reingeht", sagte David Bowdich vom FBI in Los Angeles. Im Haus des 28-jährigen Farook und seiner Frau hatten die Ermittler zuvor rund 5000 Schuss Munition und zwölf Rohrbomben gefunden. Außerdem wurde Material zum Bombenbau sichergestellt.

Aber auch die Medien wurden heftig kritisiert — wegen ihres Voyeurismus. Der Sender CNN zitierte einen Experten, der versicherte, er habe noch nie solch schockierende Szenen miterlebt.

(das/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort