Juan Carlos dankt ab Felipe soll Spaniens Königshaus zu neuer Popularität verhelfen

Madrid · Am morgigen Donnerstag wird Spaniens Thronfolger Felipe zum neuen König proklamiert. Die Krönung soll ohne europäische Adelsgäste stattfinden. Auch auf religiöse Symbole während der Zeremonie verzichtet Felipe.

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Letizia - Spaniens Königin

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Foto: dpa/Legan P. Mace

Er hat Jura und internationale Politik studiert, spricht fließend Englisch und Französisch. Spaniens Thronfolger Felipe kann einen Hubschrauber fliegen und absolvierte Offizierslaufbahnen im Heer, in der Luftwaffe und der Marine.

"Er wird eines Tages der am besten vorbereitete König Spaniens sein", sagte einst sein Vater, König Juan Carlos (76). Jetzt kommt der Moment, auf den sich der 46 Jahre alte Felipe fast sein ganzes Leben lang vorbereitet hat. Am Mittwoch unterzeichnet Juan Carlos seine Abdankung, einen Tag danach wird sein Sohn im Parlament feierlich zum König Felipe VI. proklamiert. Damit wird er der jüngste Monarch in Europa sein.

Die Krönung von Prinz Felipe fällt hingegen bescheiden aus. Abgesehen von der spanischen Familie sollen keine weiteren Royals zu dem Termin eingeladen sein. Auch wird Felipe die Königskrone nicht aufsetzen — sie soll lediglich während der Proklamation ausgestellt werden.

Verzicht auf religiöse Symbole

Nach Informationen des Onlineportals der "Gala" wird König Juan Carlos bei der Zeremonie im Parlament nicht anwesend sein, da er die Aufmerksamkeit nicht von seinem Sohn ablenken wolle. Zudem wird Felipe bei seiner Krönung auf religiöse Symbole verzichten. Zwar erbt er von seinem Vater den Titel der "Katholischen Majestät", seinen Eid schwört der 46-jährige Kronprinz aber nicht auf "Gott und die heiligen Evangelien", sondern nur auf die Verfassung.

Auf den neuen spanischen König warten große Herausforderungen: Felipe soll das Königshaus aus seiner Image-Krise herausführen und ihm zu neuer Popularität verhelfen. Gleichzeitig wird Felipe beweisen müssen, dass er aus dem Schatten seines Vaters heraustreten kann. Juan Carlos, der fast 39 Jahre auf dem Thron verbracht hat, gilt trotz der umstrittenen Elefantenjagd und angeblicher Liebschaften bei Historikern als einer der besten Könige der spanischen Geschichte.

Auch die Unabhängigkeitsbestrebungen von Katalonien werden Felipe beschäftigen: Die Regierung der wirtschaftsstärksten Region plant für November eine Volksabstimmung über eine Abspaltung Kataloniens von Spanien. Hinzu kommt die hohe Arbeitslosigkeit. Zwar wächst die spanische Wirtschaft wieder, aber die Arbeitslosenquote ist mit über 25 Prozent eine der höchsten in Europa.

Bei der Bewältigung dieser Aufgaben könnte dem neuen König sein ruhiges Wesen helfen. Felipe ist ein gewissenhafter und nachdenklicher Mensch. Ihm fehle der Charme und der Witz seines Vaters, sagt man, aber er gilt als guter Zuhörer. Felipe sieht seine Aufgabe darin, ein Diener seines Landes zu sein. "Wir, die königliche Familie, sind eine Art öffentlicher Dienst, der an jedem Tag und zu jeder Stunde dem Land zur Verfügung stehen muss", sagte er.

Nur ein "Akt der Aufsässigkeit" bekannt

Nach seinem Verständnis solle das Königshaus stets mit gutem Beispiel vorangehen und in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abgeben. Für das Verhalten seiner älteren Schwester Cristina und deren Mannes Iñaki Urdangarin, gegen die die Justiz wegen eines Finanzskandals ermittelt, hat er kein Verständnis.

Von Felipe selbst ist nur ein "Akt der Aufsässigkeit" bekannt: Er setzte sich am Hofe damit durch, die Fernsehjournalistin Letizia Ortiz zu heiraten. Sein Vater soll nicht davon begeistert gewesen sein, dass eine Bürgerliche — zudem geschieden — einmal Königsgemahlin werden sollte. Doch die Verbindung mit Letizia erwies sich für Felipe und die spanische Königsfamilie als Glücksgriff. Bis zu seiner Heirat mit der Moderatorin wurde Felipe zuweilen als steif und langweilig empfunden. Der Einfluss der früheren Journalistin sorgte jedoch dafür, dass er umgänglicher und fröhlicher erscheint.

Auch nach seinem Amtsantritt wird Felipe mit Letizia, mit der er seit zehn Jahren verheiratet ist, sowie den Töchtern Leonor (8) und Sofía (7) im Palast wohnen bleiben, der für ihn auf dem Gelände des Zarzuela-Palasts in der Nähe der Residenz der Eltern errichtet wurde. Nur ein Umzug steht an: Felipe wird ab sofort nicht mehr im kleinen Büro des Kronprinzen seines Amtes walten, sondern im großen Arbeitszimmer des Monarchen.

(RP)
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