Wikileaks-Gründer Schweden stellt Ermittlungen gegen Assange ein

Stockholm · Die schwedische Staatsanwaltschaft hat angekündigt, von weiteren Ermittlungen gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange abzusehen. Das teilte die Anklage am Freitag in Stockholm mit. Für Assange ändert sich durch die Entscheidung aber erst einmal nur wenig.

 Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Foto: dpa

Nach fast sieben Jahren stellt die schwedische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung ein. Die Behörde teilte am Freitag in Stockholm mit, die Oberste Staatsanwältin Marianne Ny habe entschieden, die Ermittlungen nicht weiter fortzusetzen. In Großbritannien wird Assange jedoch weiterhin wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen gesucht, wie die britische Polizei mitteilte. Falls Assange die ecuadorianische Botschaft verlasse, in der er seit 2012 lebt, drohe ihm die Verhaftung.

Zwei Schwedinnen hatten die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange erhoben. Der heute 45-jährige Australier, der damals in London war, ging zunächst juristisch gegen den Auslieferungsantrag Schwedens vor.
Als er damit scheiterte, suchte er 2012 Zuflucht in der Londoner Botschaft Ecuadors. Assange befürchtete nach eigenen Angaben, von Schweden an die USA überstellt zu werden, wo ihm wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente auf Wikileaks ein Prozess droht. Im April erklärte US-Präsident Donald Trump, er werde jede Entscheidung des Justizministeriums unterstützen, gegen Assange zu ermitteln.

Wikileaks twitterte nach der Erklärung der schwedischen Staatsanwaltschaft: "Großbritannien weigert sich zu bestätigen oder zu dementieren, ob es bereits einen US-Auslieferungsantrag für Julian Assange erhalten hat. Der Fokus verlagert sich jetzt auf das Vereinigte Königreich."

Die Polizei in London verwies darauf, dass der Haftbefehl aus dem Jahr 2012 weiterhin gültig sei, allerdings werde Assange nun wegen eines "viel weniger schwerwiegenden Vergehens" gesucht, als es die ursprünglichen Vergewaltigungsvorwürfe gewesen seien. Die Polizei werde ihre Ressourcen entsprechend anpassen, hieß es. Bis zum vergangenen Jahr hatte die Polizei rund um die Uhr vor der Botschaft Wache gestanden, dann wurde der Einsatz zurückgefahren.

Assange war wegen der Vorwürfe aus Schweden noch nicht einmal angeklagt. Im November wurde der Wikileaks-Gründer von Staatsanwälten aus Ecuador in Gegenwart schwedischer Ermittler zu den Vergewaltigungsvorwürfen befragt.

Assanges schwedischer Anwalt Per Samuelsson sprach im Rundfunk von einem "totalen Sieg" für seinen Mandanten. "Wir haben den Assange-Fall gewonnen. Er ist natürlich glücklich und erleichtert."

(th/dpa/AP)
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