Grausame Bedingungen in kalifornischer Familie Vater der gefesselten Kinder soll Direktor einer Privatschule sein

Perris, Kalifornien · Im Fall um das Ehepaar in Kalifornien, das seine 13 Kinder unter grausamen Bedingungen gefangen gehalten hatte, gibt es neue Details: Wie die "New York Times" berichtet, hatte der Vater vom Staat die Genehmigung, in seinem Haus eine Privatschule zu betreiben.

 In diesem unscheinbaren Haus waren die 13 Menschen eingesperrt.

In diesem unscheinbaren Haus waren die 13 Menschen eingesperrt.

Foto: dpa, julie rogers hjb

Bei dem Vater der Kinder soll es sich nach einem Bericht des Lokalsenders KTLA um den Direktor einer Privatschule in Perris handeln. Die angemeldete Adresse der Schule sei mit der des Wohnhauses der Familie identisch, hieß es weiter. Demnach eröffnete die Schule im März 2011, verzeichnete aber lediglich sechs Schüler, wie aus Behördenunterlagen hervorgehe.

Laut "Los Angeles Times" wohnte das Paar nach einem Umzug aus Texas seit 2010 in Perris. Demnach ging es bereits zweimal pleite. Gerichtsunterlagen zufolge hätten beide im Zuge der Schul-Eröffnung 2011 zwischen 100.000 Dollar (knapp 82.000 Euro) und einer halben Million Dollar Schulden angehäuft, berichtete die "New York Times". Der Vater habe im selben Jahr als Ingenieur für den Waffenkonzern Northrop Grumman gearbeitet für ein Jahressalär von 140.000 Dollar.

Offenbar gab es vor der grausigen Entdeckung auch Zeiten einer augenscheinlich heilen Familienwelt: So sahen Nachbarn in dem gutbürgerlichen Viertel in der Vergangenheit einige der Kinder außerhalb des Hauses. "Wir haben einige Teenager, vielleicht im vergangenen Jahr, den Rasen mähen sehen", sagte der 38-jährige Julio Reyes. "Sie haben auch Weihnachtsschmuck angebracht."

Nachbarn berichteten US-Medien, sie hätten die Kinder nur selten oder gar nicht gesehen. Sie habe nur ab und zu Kinder in ein Auto steigen sehen, sagte Kimberly Milligan, eine Nachbarin, der "LA Times". Sie habe sich gewundert, weil diese so blass seien, fügte sie hinzu. "Ich dachte, diese Kinder werden zu Hause unterrichtet. Man weiß, irgendetwas ist komisch, aber man will nichts Schlechtes von anderen Leuten denken."

Bislang hätten die Eltern bei Vernehmungen keine überzeugenden Erklärungen für die schreckliche Situation ihrer Kinder geliefert, teilte die Polizei mit. Die Kautionssumme für eine etwaige Freilassung des Paars wurde auf neun Millionen Dollar festgesetzt.

Auch private Familien-Fotos im Internet sind verwirrend: So gibt es unter dem Namen des Paars eine Seite beim Onlinenetzwerk Facebook, auf der mutmaßliche Hochzeitsfotos zu sehen sind. Auf einer Serie sind Mutter und Vater als Braut und Bräutigam in einem kitischigen Säulen-Ambiente samt Elvis-Imitator im Kreise ihrer Kinder abgelichtet. Die Mädchen tragen alle das gleiche lila-rosafarbene Schottenmusterkleid, nur das Zweijährige ist ganz in Pink gekleidet; die drei Jungen tragen schwarze Anzüge. Das Foto wurde zwischen April und Juli 2014 hochgeladen.

Ein weiteres Foto vom April desselben Jahres zeigt Kinder und Eltern allesamt lächelnd im Freizeitlook: Die ganze Familie trägt rote T-Shirts, darauf ist der Reihenfolge nach durchnummeriert der Aufdruck "Thing 1", "Thing 2", "Thing 3" zu lesen - in Anspielung auf Figuren aus dem populären Kinderbuch "The Cat in the Hat" (1957, deutscher Titel: "Der Kater mit Hut") von Theodor Seuss Geisel alias Dr. Seuss. Auch Fotos von Disneyland-Besuchen gibt es.

(se)
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