Anschlag auf Parlament Wer ist der Attentäter von Ottawa?

Ottawa · Nach dem Anschlag von Ottawa steht ganz Kanada unter Schock. Noch sind die Hintergründe unklar, der Attentäter selbst ist aber inzwischen identifiziert. Bei dem Mann handelt es sich um einen Kanadier, der zum Islam konvertiert sein soll und als "hochgefährlich" eingestuft wurde. Der 32-Jährige stand bereits mehrfach wegen einiger Delikte vor Gericht.

Ottawa - Schüsse im kanadischen Parlament
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Der Bewaffnete hatte am Mittwoch in der Nähe des kanadischen Parlaments zunächst einen jungen Wachsoldaten schwer verletzt, der später starb. Dann stürmte er ins Parlamentsgebäude, wo es zu einem Schusswechsel kam. Der Angreifer wurde schließlich vom Sicherheitschef des Parlaments erschossen. Entgegen ersten Vermutungen handelte der Mann wohl allein. "Offenbar gibt es nur einen Schützen", sagte der Bürgermeister von Ottawa, Jim Watson, dem US-Sender CNN. "Und der ist tot."

Umso mehr fragt sich ganz Kanada, wie es zu der Tat kam und wer der Mann ist, der den Anschlag verübte. Kanadischen und US-Medien zufolge handelt es sich um den 32-Jährigen Kanadier Michael Z., der in Quebec geboren und aufgewachsen sein soll. Ein einfacher Arbeiter, dessen Vater ein Geschäftsmann sein soll und dessen Mutter in der kanadischen Immigrationsbehörde arbeiten soll, wie unter anderem CNN berichtet. Irgendwann soll er dann zum Islam konvertiert sein und auch seinen Namen geändert haben.

"Er sagte, der Teufel sei hinter ihm her"

Die Zeitung "Globe and Mail" zitiert einen Freund, der Michael Z. vor drei Jahren in einer Moschee kennengelernt haben will. Dieser sagte, dass es am Anfang nicht so aussah, als habe der 32-Jährige extremistische Ansichten oder einen Hang zur Gewalt, aber mit der Zeit habe er eine beunruhigende Seite gezeigt. "Wir hatten ein Gespräch in einer Küche", zitiert die Zeitung den Freund. "Er sagte, der Teufel sei hinter ihm her." Er habe öfter über die Anwesenheit des Teufels in der Welt gesprochen. "Ich denke, er muss psychisch krank gewesen sein."

Das letzte Mal habe er ihn vor sechs Wochen gesehen — beim Beten in einer Moschee. Der 32-Jährige habe davon gesprochen, bald in den Mittleren Osten gehen zu wollen. "Er wollte zurück nach Libyen und studieren", so der Freund. Er habe dann sicher gehen wollen, ob er wirklich das Studium im Kopf habe und "nicht irgendetwas anderes". Die kanadischen Behörden aber sollen das anders gesehen haben. Dem Mann, so berichtet CNN unter Berufung auf eine Justizquelle, sei der Pass entzogen worden, weil man erfahren habe, dass er im Mittleren Osten in den Kampf habe ziehen wollen. Auch der kanadische Sender CTV News berichtet, dass er als "hochgefährlicher" Reisender eingestuft worden sei.

Wegen mehrerer Delikte vor Gericht

Den Behörden jedenfalls ist Michael Z. kein Unbekannter, wenn auch nicht im Zusammenhang mit islamistischen Taten. Der Kanadier stand bereits mehrfach wegen unterschiedlicher Delikte vor Gericht, wie kanadische und US-Medien berichten. So soll er 2004 wegen eines Drogendeliktes zu 60 Tagen Haft verurteilt worden sein. 2011 sei er dann in Vancouver wegen Raubes und weil er jemandem gedroht haben soll vor Gericht gelandet. Verurteilt worden sei er aber nur in der zweiten Sache. Das Urteil: ein Tag Haft. Damals, so berichtet unter anderem CTV News, sei auch ein psychiatrisches Gutachten über ihn angefertigt worden, dass ihn als prozesstauglich eingestuft habe.

Eine frühere Nachbarin der Familie wiederum sagte dem Sender CNN; dass Michael Z. eine gute Kindheit gehabt habe, auch wenn die Eltern sich nach 15 Jahren Ehe scheiden ließen. "Ich weiß, dass seine Mutter eine Frau war, die sich sehr viel kümmerte", zitiert der Sender die Frau. Beide Elternteile schienen sich um ihren Jungen gekümmert zu haben, schätzt die Nachbarin. Auch sei er in die Gemeinschaft integriert gewesen.

Im Netz kursiert ein Foto

Ob seine Tat islamistische Hintergründe hat, das müssen die Behörden nun ermitteln. Im Internet jedenfalls hat ein französischsprachiger Twitter-Account, der der Terrormiliz IS nahesteht, ein Foto veröffentlicht, dass angeblich den Attentäter von Ottawa zeigen soll. Darauf ist ein junger Mann mit langem dunklen Haar zu sehen, der eine Waffe in der Hand hält. Ob es sich dabei wirklich um den Attentäter handelt, kann nicht bestätigt werden. Twitter hat inzwischen den französischsprachigen Account gesperrt.

(das)
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