Brasilien Zehntausende feiern in Rio Karneval

Rio de Janeiro · In Brasilien erreicht der Karneval seinen Höhepunkt. Die farbenprächtige Parade der Sambaschulen ist am Montagabend in die finale Runde gestartet, vor zehntausenden Zuschauern. Die Sorge um das Zika-Virus spielt fast keine Rolle.

Karneval in Rio 2016: So bunt feiert Brasilien
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Karneval in Rio 2016: So bunt feiert Brasilien

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Foto: afp, YC/fi

Die Tänzer der Vila Isabel Sambaschule, die am Montagabend als erste ins Sambadrom der brasilianischen Metropole einzogen, trugen teils aufwändige Kostüme, doch teils auch kaum mehr als einen prachtvollen Federkopfschmuck. Auf den Wagen des Spektakels lagen riesige Totenschädel sowie ein enormes bronzefarbenes Baby.

Bei der Parade am Sonntag- und Montagabend treten die zwölf besten Sambaschulen der Stadt gegeneinander an. Der Sieger des Wettbewerbs, den seine Organisatoren als "die größte Show der Welt" bezeichnen, wird am Mittwoch verkündet. Am traditionellen zweiwöchigen Karneval in der Küstenstadt nehmen geschätzte fünf Millionen Zuschauer teil. Allein der Parade im Sambadrom wohnten 70.000 Zuschauer bei.

Auch an der Darbietung der Sambaschulen sind tausende Tänzer und Musiker beteiligt, darunter mehrere hundert Trommler. Die Feiern waren für die Brasilianer eine willkommene Ablenkung von der Wirtschaftskrise und der Sorge um die Zika-Epidemie. Das von Mücken übertragene Virus wird in Verbindung gebracht mit einer starken Zunahme von Mikrozephalie, einer gefährlichen Fehlbildung des Kopfes von Babys.

"Wir haben alle Mückenschutz drauf", sagte die 27-jährige Yasmin Victoria von der Sambaschule União da Ilha am Sonntagabend. "Aber ich glaube nicht, dass irgendeine Art von Angst ausreichen könnte, den Karneval zu stoppen." Ihre 19-jährige Cousine Luanny Victoria im knappen Goldkostüm mit großen grünen Federschwingen ergänzt: "Trotz der Probleme in unserem Land ist die Feierlaune der Menschen ungebrochen. Brasilien ist einfach das Samba-Land, und zumindest an den drei Karnevalstagen schieben die Menschen die Probleme beiseite."

Außer vom Zika-Virus wird das Spektakel in diesem Jahr auch von der anhaltenden Rezession überschattet. Hinzu kommt der Streit um die Korruptionsaffäre beim Erdölkonzern Petrobras und der Konflikt um das Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsidentin Dilma Rousseff. Wegen der Wirtschaftskrise ist die Finanzierung für die aufwändigen Sambaaufführungen deutlich zurückgegangen, und in 48 Städten wurde der Karneval sogar ganz abgesagt.

Die Sambaschulen gaben für die Vorbereitung auf ihre knapp einstündige Darbietung im vergangenen Jahr umgerechnet jeweils bis zu vier Millionen Euro aus. Jede Schule umfasst zwischen 3500 und 4500 Tänzer, von denen viele aus den Favelas, den Elendsvierteln, stammen. Die Paraden, einst von der Glücksspielmafia finanziert, werden zunehmend von großen Firmen gesponsert.

Die Sambaschule Mangueira schließt die Vorführung im Sambodrom am Dienstag im Morgengrauen mit einer Hommage an die brasilianische Sängerin und Anhängerin der afro-brasilianischen Candomblé-Rituale, Maria Bethânia. Eine aus 40 Mitgliedern bestehende Jury bewertet alles: extravagante Kostüme, Trommeln, Monumentalwagen, Tänzerinnen (einige nur mit Pailletten bekleidet). Die siegreiche Sambaschule wird am Mittwoch bekannt gegeben.

Der 17-jährige Trommler Lucas Fernandes hat dem großen Ereignis monatelang entgegengefiebert und intensiv dafür geübt. "Der Karneval von Rio ist etwas Magisches", sagt er.

(AFP)
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