Friedhöfe sperren sich Kein Grab für Boston-Attentäter

Die amerikanischen Friedhöfe sperren sich: Keiner will den Leichnam des Boston-Attentäters Tamerlan Zarnajew bestatten. Dessen Autopsie zeigt derweil auf, wie Zarnajew ums Leben kam. Im Bericht ist von Schusswunden und stumpfen Verletzungen die Rede.

Der Boston-Attentäter und sein Umfeld
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Das geplante Begräbnis des mutmaßlichen Bombenlegers von Boston sorgt für Protest: Der Streit dreht sich darum, ob Tamerlan Zarnajew nach dem Anschlag mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten eine würdige Bestattung verdient. Kein Friedhof will die Leiche bisher haben.

Schwierige Suche nach einem Friedhof für den getöteten, mutmaßlichen Boston-Attentäter Tamerlan Zarnajew: Das beauftragte Bestattungsunternehmen Worcester Funeral Home hat bisher nur Absagen bekommen, während vor dem Geschäft Menschen gegen ein würdiges Begräbnis für den 26-jährigen protestierten.

"Jeder hat ein Recht auf würdige Bestattung"

"Mein Problem ist es, einen Friedhof zu finden", sagte der beauftragte Bestatter Peter Stefan, der auf muslimische Begräbnisse spezialisiert ist, am Samstag der Nachrichtenagentur AP. "Viele wollen mit dem Geschehen nicht in Verbindung gebracht werden. Doch jeder hat ein Recht auf würdige Bestattung", meinte er. Auch Menschen wie der mutmaßliche Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald seien beerdigt worden. "Und jemand hatte auch dafür sorgen müssen", argumentierte Stefan.

Unterdessen will die Bostoner Polizei nach dem Anschlag vom 15.
April mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten ihr Sicherheitskonzept für andere Großereignisse überprüfen. Für den 4. Juli, den Unabhängigkeitstag, steht das Konzert "Boston Pops" mit Feuerwerk auf dem Programm. Dafür kommen jährlich mehr als 500 000 Besucher in die Stadt, es wird zudem landesweit im Fernsehen übertragen. Man prüfe dafür zum Vergleich die Sicherheitskonzepte anderer Massenereignisse wie etwa dem Jahreswechsel auf dem New Yorker Times Square, sagte Polizeisprecher David Procopio.

Todeszeit 01.35 Uhr

Bestatter Stefan, der die Leiche Zarnajews bereits in Empfang nahm, machte am Freitag den Inhalt des Totenscheins öffentlich. Danach starb Zarnajew, der nach dem Attentat auf den Bostoner Stadtmarathon vom 15. April mit seinem Bruder Dschochar Zarnajew geflohen war, bei einer Schießerei mit der Polizei vier Tage nach dem Anschlag an Schusswunden und stumpfen Verletzungen am Kopf und am Körper.

Aus der Sterbeurkunde gehe auch hervor, dass er von der Polizei erschossen und von einem Auto überfahren und mitgerissen worden sei.

Die Todeszeit steht Stefans Angaben zufolge mit 01:35 Uhr des 19. April im Totenschein. Zarnajew gilt zusammen mit dem später gefassten und inhaftierten Dschochar als Hauptverdächtiger des Anschlags.

Mutter hält Vorwürfe für Lügen

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen gab der 19-jährige Dschochar inzwischen an, das Bombenattentat sei eigentlich für den 4. Juli geplant gewesen. Doch die Brüder hätten die aus Dampfkochtöpfen gefertigten Bomben früher fertiggestellt als gedacht. Deshalb habe man sich für ein früheres Datum entschieden, soll der Festgenommene in Verhören angegeben haben. Ein Ermittler glaubt jedoch, die beiden hätten keine "großen, definitiven" Pläne gehabt.

Die Mutter der Zarnajew-Brüder bestand unterdessen darauf, dass ihre Söhne unschuldig seien und bezeichnete die Vorwürfe als "Lügen". Dschochar wurde bereits des Besitzes von Massenvernichtungswaffen angeklagt. Die Ermittler nahmen am Mittwoch zudem drei Studienkollegen des 19-jährigen fest, die allerdings nicht im direkten Zusammenhang mit dem Bombenattentat stehen. Die beiden Kasachen und ein US-Bürger sollen unter anderem Beweismaterial beiseitegeschafft und die Justiz bei ihren Ermittlungen behindert haben.

Die für die Sicherung der US-Grenzen zuständige Behörde Homeland Security gab als direkte Folge der drei Festnahmen die Anordnung aus, alle einreisenden ausländischen Studenten auf ein gültiges Studentenvisum zu überprüfen. Hintergrund dafür ist, dass einer der drei Studienfreunde nach einem Besuch in Kasachstan ohne gültiges Visum in die USA wieder einreisen durfte.

(ap/dpa/pst)
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