Laut Nordkoreas Staatsmedien Kim Jong Un hat offenbar geheiratet

Seoul · Geheimnis gelüftet: Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un ist nach offiziellen Angaben verheiratet. Die Frau mit schwarzem Kurzhaarschnitt, die den knapp 30-jährigen Diktator in den vergangenen Wochen bei verschiedenen Anlässen begleitet hatte, identifizierten die Staatsmedien des kommunistischen Landes am Mittwoch erstmals als Ri Sol Ju.

Die Frau an der Seite von Kim Jong Un
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Kim und "Genossin Ri Sol Ju" hätten an einer Feier anlässlich der Fertigstellung eines Vegnügungsparks in Pjöngjang teilgenommen. Wann die beiden geheiratet haben und andere Details zu Ris biographischen Hintergrund wurden zunächst nicht genannt. Nach Berichten südkoreanischer Medien könnte sie eine Sängerin gewesen sein.

Die nordkoreanischen Medien hatten seit Anfang Juli wiederholt Auftritte einer mysterösen jungen Frau an der Seite Kims gezeigt, ohne sie jedoch zu identifizieren. Im Ausland war gerätselt worden, ob sie seine Schwester, Freundin oder Ehefrau sei. Sie trat bei Veranstaltungen wie etwa bei einem Konzert mit Tänzern in Kostümen von Disney-Figuren oder beim Besuch eines Kindergartens, stets auffällig in der Rolle einer "First Lady" auf.

Das Bekanntwerden des Ehestandes Kim werteten Beobachter in Südkorea als Überraschung. Dahinter könnte die Absicht stecken, dass Kim ein freundlicheres Image von sich geben und zugleich das Bild als unerfahrener Machthaber von sich weisen wolle. Auch gab sich Kim zuletzt bei Besuchen ziviler Einrichtungen auffällig volksnah.

Nordkorea ist eines der am stärksten abgeschotteten Länder der Erde. Das Privatleben des Kim-Clans ist in den Medien gewöhnlich tabu. Kim Jong Un wurde erst im Dezember nach dem Tod seines Vaters und langjährigen Militärdiktators Kim Jong Il an die Machtspitze befördert. Über den jüngsten von drei bekannten Söhnen Kim Jong Ils weiß man im Ausland wenig. Kim Jong Un soll in der Schweiz auf eine internationale Schule gegangen sein. Mit seinem Machtantritt war die Hoffnung nach Reformen und Öffnung des Landes verbunden. Bisher gab es dafür aber nach außen keine sichtbaren Anzeichen.

Der Bericht über seinen Ehestand kam wenige Tage nach der Verleihung des Marschall-Titels an Kim. Damit festigte er nach Ansicht von Experten weiter seine Macht. Kim war kurz nach dem Tod seines Vaters auch zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte ernannt worden.

Entlassung des Armeechefs

Zuvor hatte Staatschef Kim Jong Un überraschend Nordkoreas Armeechef entlassen und damit seine eigene Macht weiter ausgebaut. Der Endzwanziger wurde laut staatlichen Medien in den Rang eines Marschalls erhoben - einen Titel, den vor ihm nur sein Vater und sein Großvater trugen.

"Es wurde die Entscheidung getroffen, dem Oberkommandeur der Volksarmee, Kim Jong Un, den Titel eines Marschalls der Demokratischen Volksrepublik Korea zu verleihen", meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Kim Jong Un war im September 2010 zum General ernannt worden. Seine Erhebung zum Marschall erfolgte nach der überraschenden Entlassung von Generalstabschef Ri Yong Ho. Die Entlassung war offiziell mit einer Erkrankung Ris begründet worden.

1,2 Millionen Soldaten

Mit 1,2 Millionen Soldaten hat Nordkorea die viertgrößten Streitkräfte der Welt. Unter Kim Jong Il war die Macht des Militärs noch einmal deutlich gestärkt worden. Gemäß der Doktrin des "Songun" hat die Armee Priorität und genießt zahlreiche Privilegien in dem verarmten und international isolierten Staat. Mit Kim Jong Uns Erhebung zum Marschall festigt dieser Beobachtern zufolge seine Kontrolle über das Militär.

Südkoreas Präsident Lee Myung Bak berief nach der Bekanntgabe der Entscheidung ein hochrangiges Sicherheitstreffen in Seoul ein und ordnete die verstärkte Überwachung der Lage in Nordkorea an. Das südkoreanische Verteidigungsministerium registrierte an der Grenze zwischen beiden Staaten keine ungewöhnlichen Truppenbewegungen.

Die Entlassung von Ri hatte Beobachter überrascht. Er war auch nach dem Tod Kim Jong Ils eines der Mitglieder des engsten Führungszirkels in Pjöngjang, die Kim Jong Un bei der Übernahme der Macht unterstützten.

(AFP)
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