Kinderporno-Prozess in Las Vegas Deutscher Magier Rouven bekennt sich schuldig

Las Vegas · Früher überraschte er mit Zaubertricks, nun mit einem Geständnis: Mitten im Prozess bekennt sich der deutsche Magier Jan Rouven wegen Kinderpornografie schuldig. Das letzte Wort fällt erst im März.

Das ist Magier Jan Rouven
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Auf der Bühne in Las Vegas trumpfte Jan Rouven als "Der Mann mit den sieben Leben" auf. Doch keiner seiner spektakulären Tricks wird dem deutschen Verwandlungskünstler jetzt helfen. Am Donnerstag nahm sein Leben in einem Gerichtssaal der Casino-Stadt eine überraschende Wende. Am vierten Tag im laufenden Kinderpornografieprozess zauberte der 39-jährige Illusionist aus Kerpen plötzlich ein Schuldbekenntnis hervor.

Nachdem er die schweren Vorwürfe monatelang abgestritten hatte, gab er nun in drei Anklagepunkten klein bei. Empfang, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie können ihn für Jahrzehnte hinter Gitter bringen. Im Gegenzug für das Schuldbekenntnis ließ die Staatsanwaltschaft den schwerwiegenden Vorwurf der Anwerbung von Kinderpornografie fallen.

Welche Strafe ihn erwartet, wird Rouven erst am 16. März kommenden Jahres erfahren. Dann hat die Bundesrichterin Gloria Navarro, Mutter von drei Söhnen, die sich seit Jahren für Jugendprogramme und den Kinderschutz einsetzt, das letzte Wort.

Mindestens fünf Jahre muss der gebürtige Nordrhein-Westfale seine Glitzerkostüme gegen die rote Häftlingskleidung eintauschen. Das ist das Minimum, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Als Höchststrafe könnten bis zu 60 Jahre verhängt werden. Der Bundesstaatsanwalt in Nevada, Daniel Bogden, kündigte ein hartes Durchgreifen der Behörden an. Im Rahmen ihrer Kinderschutzkampagne würden sie solche "verstörenden" Fälle aggressiv verfolgen.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Mehr als 9000 Videos und Fotos, die Sex mit Minderjährigen, auch mit Kindern, zeigen, hätten die Ermittler in der Villa entdeckt, die Rouven mit seinem Mann und Manager Frank Alter bewohnte. Unter Decknamen wie "Lars45" und "larusa22" habe er sich Dateien beschafft und weiter verbreitet, gab die Anklage vor Gericht an.

Seit der Festnahme im März saß Rouven in Untersuchungshaft. Nach Angaben seines Anwalts Jeff Marchese verbringt er 23 Stunden in Einzelhaft, nur für eine Stunde dürfe er die Zelle verlassen. Es gebe keinen Kontakt zu anderen Gefangenen, zum eigenen Schutz, sagte Marchese vor dem Prozessbeginn der dpa.

Bis zuletzt versicherte der Jurist, dass er die Unschuld seines Mandanten beweisen werden. Jemand anderes habe die Kinderpornos auf Jans Computer geladen, erklärte Marchese. Der Deutsche sei sehr gastfreundlich und habe stets Besucher im Haus gehabt, die leicht Zugang zu den Geräten gehabt hätten.

Zig mal war der Prozess gegen Rouven in den vergangenen Monaten verschoben worden, doch am Montag dieser Woche wurde es dann ernst. Die Anklage fuhr mit den Aussagen einer FBI-Ermittlerin schweres Geschütz auf. Am Ende war die Beweislast wohl so erdrückend, dass Rouven sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einließ. Im Gegenzug für ein Geständnis kann die Strafe reduziert werden.

Sein Mandant sei bestimmt nicht "glücklich" über diesen Ausgang, sagte Rouvens Anwalt nach Angaben der Zeitung "Las Vegas Review Journal" vor dem Gerichtsgebäude. Doch die Absprache sei in Rouvens bestem Interesse, um einen Schuldspruch in allen Punkten mit einer möglichen Höchststrafe zu vermeiden. Marchese versicherte demnach, er wolle die Richterin um die geringste Strafe von fünf Jahren bitten.

Rouven war der erste deutsche Zauberkünstler nach Siegfried & Roy, der es auf den berühmten Strip der Casino-Stadt schaffte. Er ließ sich von riesigen Bohrer aufspießen, gefesselt in einen Wassertank einschließen, von brennenden Kreissägen umgeben. 2014 kürte ihn die weltgrößten Zaubervereinigung IMS zum "Illusionisten des Jahres".

Doch "Der Mann mit den sieben Leben" hat in der Casino-Stadt verspielt, selbst ein mildes Strafmaß würde daran nichts ändern. Sein Arbeitsvisum hat die Einwanderungsbehörde bereits im Juni aberkannt, wie das "Las Vegas Review Journal" berichtete. Nach Absitzen seiner Haftstrafe droht die Abschiebung.

Der Angeklagte war in Las Vegas mit der Show "The New Illusions" aufgetreten. Ins Visier der Behörden geriet er, als ein verdeckter Ermittler ihn im August 2014 als Sammler von pornografischem Material identifizierte. Am 16. März wurde Rouven festgenommen und saß seitdem in Untersuchungshaft.

Der Prozess wurde mehrfach verschoben, begann dann aber am Montag. Im Zeugenstand sagte ein FBI-Agent am Donnerstag aus, dass in Rouvens Haus in Las Vegas Computer mit verdächtigem Material beschlagnahmt worden seien, das in passwortgeschützten Dateien entdeckt worden sei.

Das Haus bewohnte der Magier mit seinem Ehemann, der in Gerichtsakten als ein nicht angeklagter Mitverschwörer in dem Fall genannt wird. Behörden zufolge ist Rouvens Lebensgefährte nach Deutschland zurückgekehrt.

Richterin Gloria Navarro ordnete nach Rouvens Schuldbekenntnis an, dass dieser sich für den Rest seines Lebens als Sexualverbrecher registrieren lassen und 5000 Dollar (rund 4665 Euro) Entschädigung an jedes identifizierte minderjährige Opfer zahlen müsse.

Rouvens Anwalt Jess Marchese ging davon aus, dass rund 85 sexuell ausgebeutete Kinder ausfindig gemacht worden seien. Das bedeutet, dass der Magier mit Entschädigungszahlungen von rund 425.000 Dollar rechnen müsste.

Zunächst hatten dessen Anwälte Beweise angekündigt, wonach es nicht er gewesen sei, der die Videos und Bilder herunterlud. Vielmehr habe sich eine andere Person Zugriff zu seinen Internet-Konten verschafft.

Vor Gericht hatten dann jedoch weder seine Verteidiger noch Rouven selbst dieses Argument vorgebracht. Anwalt Marchese erklärte indes nach der Anhörung, der Deal mit der Staatsanwaltschaft sei im besten Interesse seines Mandanten.

(ap/csr)
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