Angriff auf Kulturzentrum und Synagoge Dan Uzan und Finn Nørgaard — die Opfer von Kopenhagen

Kopenhagen · Zwei Menschen sind am Wochenende bei den Angriffen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge in Kopenhagen ums Leben gekommen: der 55-jährige Filmemacher Finn Nørgaard und der 37-jährige Wachmann Dan Uzan. Nach und nach werden mehr Details über die beiden Opfer bekannt.

Terror in Kopenhagen: Toter bei Schießerei bei Debatte über Islam
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Es war am Samstagabend, als der 22-jährige Omar El-Hussein seine tödlichen Angriffe durchführte. Zunächst schoss er auf einer Informationsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit durch das Fenster des Kulturzentrums. Dabei wurde der Filmemacher Finn Nørgaard getötet. Später schoss er vor einer Synagoge Dan Uzan in den Kopf, der eine Bat-Mitzwa-Feier bewachte. Ganz Dänemark trauert nun um die beiden Männer, die sterben mussten, weil El-Hussein offenbar die Anschläge von Paris nachahmen wollte.

Der Wachmann Dan Uzan stammt aus einer Familie, die in der jüdischen Gemeinde aktiv ist. Nach Angaben des dänischen Oberrabbiners Jair Melchior hatte er sich schon seit seiner Jugend um die Sicherheit der jüdischen Gemeinde gekümmert. Eigentlich habe er seinen Posten an ein jüngeres Mitglied abgeben wollen, die Gemeinde habe ihn jedoch dazu gedrängt, im Sicherheitsdienst zu bleiben. "Er war ein Mensch, der immer gewillt war zu helfen. Ein fantastischer, fantastischer Kerl", sagte Melchior.

Dan Uzan lebte eine Weile in Israel

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Foto: dpa, lb

Zeugen des Angriffs vor der Synagoge bezeichneten Uzan zudem als Helden, wie die Schweizer Ausgabe von "20 Minuten" aus einem Interview mit dem israelischen TV-Sender Channel 2 zitiert. Der Mann sei nach den ersten Schüssen in die Synagoge gekommen, berichtete demnach die Mutter des Mädchens, für das die Gemeinde das Fest der Bat Mitzwa ausrichtete. "Wir sollten die Musik abstellen und alle in den Keller gehen." Später habe er zudem Polizisten geholfen, die Anwesenden durch einen Notausgang zu Bussen zu bringen.

Dan Uzan hat laut Melchior die jüdische Schule besucht und habe eine Weile in Israel gelebt, wo er gelernt habe, fließend hebräisch zu sprechen. Er soll zudem ein talentierter Basketballspieler gewesen sein. "Es lag in seiner Natur, anderen zu helfen und seine Hilfe anzubieten", zitiert die dänische Webseite "The Local" aus der Facebook-Seite seines Vereins.

Finn Nørgaard — "eine unglaublich warme und kreative Person"

Das zweite Opfer der Angriffe war der dänische Filmemacher Finn Nørgaard. "Er war eine originelle, unglaubliche warme und kreative Person", zitiert "The Local" eine Freundin aus einem dänischen Interview. Der Filmemacher, der hauptsächlich Dokumentationen gedreht hatte, habe sich besonders für die Probleme der Integration interessiert. Eine andere Freundin habe gesagt, dass er ein Kosmopolit gewesen sei, der sich für Religionen interessiert habe.

Besonders bekannt war er für seine Dokumentation über einen Teenager, der Weltmeister im Boomerang-Werfen werden wollte. Der Film "Boomerang-Drengen" entstand 2004 in Australien. Er drehte laut "Sydney Morning Herald" aber auch eine Dokumentation über einen Firmenchef und vier Kriminelle mit Migrationshintergrund. Er brachte die Protagonisten zusammen, damit diese ergründen sollten, ob sie Klischees über die jeweils andere Partei überwinden könnten. 2008 drehte er zudem den Film "Le Le", der von vietnamesischen Einwanderern in Dänemark handelt.

Der TV-Produzent Tim Bartels, der zuletzt mit Nørgaard an einer Dokumentation über Kinder arbeitete, deren Eltern im Gefängnis waren nannte ihn laut britischem "Guardian" einen "guten Mann, der von seinen Freunden geliebt wurde", der hoch respektiert wurde und sehr kontaktfreudig war".

(das)
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