Fotos Kuba hat viele Gesichter
Kurz vor dem Verfall
Vor allem in den Städten ist der Verfall der Häuser unübersehbar – seit der Revolution wurden die meisten nicht mehr renoviert, saniert oder repariert. Die frühere Schönheit unzähliger Stadtvillen ist noch zu ahnen, und womöglich kommt der Wandel gerade noch rechtzeitig, um die meisten zu retten. Ähnlich wie in der DDR dürften einmalige Denkmäler der Baukultur vom Anfang des 20. Jahrhunderts wieder sichtbar werden. Viele dieser Häuser wurden nach der Revolution von ihren Eigentümern verlassen, weil sie fliehen mussten. Der Staat übernahm sie – aber Geld für die Pflege war nicht da.
Stolz auf die Historie
Kubas neue Geschichte ist vor allem in Havanna überall präsent: Fotografien von Fidel Castro, verblassende Parolen an den Wänden. Im Revolutions-Museum (Foto) präsentiert man den Besuchern vor allem Waffen aus den Kämpfen gegen das Batista-Regime. Dazu Dokumente, Fotos, sogar Hemden und Kappen der Helden Che Guevara und Fidel Castro. Die Perspektive ist immer die kubanische: Amerika ist der Aggressor, seine Präsidenten Reagan, Bush sen. und Bush jun. werden im Museum als Kretins beschimpft. Fazit: Das Museum unbedingt ansehen.
Weißer Rum am Meer
Tausende Kilometer Strand, und fast überall hat er dieses Bacardi-Feeling mit weißem Sand, unendlich viel Platz und Palmen: Die Kubaner lieben es, ihre Freizeit am Meer zu verbringen. Mit der ganzen Familie pilgern sie hin, bleiben den ganzen Tag dort. Die Strände stehen per Gesetz allen offen, abgesperrtes Terrain gibt es (noch) nicht. In dem Becher der jungen Frau auf dem Foto ist nur scheinbar Wasser – weißer Rum ist das Nationalgetränk. In einer der zahlreichen Destillerien hergestellt, ist er überall billig zu haben.
Musik, überall, immer
Seit dem berühmten Film „Buena Vista Social Club“ hat die Welt eine Ahnung davon, wie vielfältig kubanische Musik ist. In ihr leben karibische, afrikanische und spanische Elemente, sie beeinflusst die Musik im gesamten lateinamerikanischen Raum, vor allem auch in Mexiko. Im täglichen Leben der Insel ist sie allgegenwärtig: In den Bars, auf den Straßen – immer wieder trifft man auf Solisten oder Bands (oft bestehend aus sehr reifen Herren), die mit Gitarre, Bass, Trompete oder Bongos mitreißende Rhythmen schaffen.
Im Dino-Park der automobilen Ur-Zeit
Nur sehr wenige Autos auf den Straßen Kubas sind jünger als 55 Jahre. Aufgrund des US-Embargos war die Einfuhr neuerer Wagen bis jetzt praktisch unmöglich, also behielt man die damals in den 1950er Jahren auf der Insel gefahrenen Pkw. Cadillac, Chevrolet, Packard, Pontiac, Plymouth – die Insel wirkt wie ein riesiger Dino-Park voller Autos aus der automobilen Ur-Zeit. Dass die überhaupt noch fahren, ist dem Talent kubanischer Mechaniker zu verdanken – sie schweißen, schleifen, schrauben und lackieren, stellen Ersatzteile selbst her und haben meist andere, sparsamere Motoren eingebaut. Sehr beliebt sind Diesel-Maschinen deutscher Herkunft. Oldtimer-Fans jedenfalls fühlen sich auf Kuba wie im Schlaraffenland – Oldies, wohin das Auge blickt.
Malecón – Havannas pulsierende Partymeile
Sie pulsiert den ganzen Tag, diese – tja, was sagt man: Straße? Das trifft es nicht. Promenade? Stimmt auch nur zum Teil. Dieses Wahrzeichen Kubas ist ein Mittelding zwischen Partymeile und Verkehrsader, place to be und Treffpunkt, Anglerparadies und Ort kitschiger Romantik und purer Lebensfreude, wenn die untergehende Sonne die maroden Fassaden der Häuser anstrahlt: Havannas Uferstraße Malecón.
Auf den Fahrbahnen braust der Verkehr, und bei starkem Wind schlagen die Wellen auch schon mal bis auf die Fahrbahn. Meist jedoch ist die Stimmung fröhlich und friedlich: schmusende Paare, versonnen spielende Musiker, Kinder mit bunten Papierdrachen, Happenings schräger Künstler – und immer wieder tanzende Menschen. Musik ist immer da, und wenn nicht, hat man sie eh im Blut, diese Rhythmen.
Die Straße ist fast acht Kilometer lang und führt entlang der gesamten Altstadt im Bogen bis zum Hotel Nacional (vor dem in alten Festungsanlagen zwei riesige Krupp-Kanonen aus Essen stehen) und dem Diplomaten-Viertel Miramar.
Unterwegs im Coconut-Cab oder in Castros früheren Dienstwagen
Wer in Havanna ein Taxi nimmt, der kann eine der vielen uralten Limousinen aus Amerika stoppen. Die meisten davon sind Taxen. Oder aber er nimmt ein Coconut-Cab (Foto rechts). Die sind oval wie ein Ei (oder eine Kokosnuss), quietschegelb, vorn offen und ganz offenbar einer Rikscha nachempfunden. Zwei Passagiere haben Platz, und ein bisschen Gepäck. Der Fahrer sitzt vor ihnen und lenkt das Dreirad wie eine Vespa. Ein irgendwie possierliches Gefährt.
Aber noch kurioser sind rund ein Dutzend auffallend langer Limousinen, in dunklen Farben lackiert, mit getönten Scheiben hinten. Sie sind ein Geschenk der sowjetischen Staatsführung aus jenen Zeiten, als es die UdSSR noch gab und sie Kubas wichtigster Freund und Förderer war. Die Limousinen des Typs „Möwe“ waren für Fidel Castro, und er nutzte sie gern und oft. Die Beinfreiheit hinten ist gewaltig, insgesamt sind die Wagen fast sieben Meter lang. Heute jedoch gehören sie einem Taxifahrer, der die Flotte komplett übernahm (unter nicht dargelegten Umständen) und sie entzückten Touristen anbietet. Inklusive der Story, dass Fidel bei seinen Fahrten immer mehrere der Wagen rollen ließ. Weil dann keiner wusste, in welchem er saß.
Guantanamera
Es war das Jahr 1963, als Pete Seeger in der New Yorker Carnegie Hall dieses Lied spielte, das den Zuhörern sofort ins Ohr ging – Guantanamera. Von dort wurde es weltweit bekannt. Was damals kaum einer wusste (und heute die meisten auch nicht wissen) – das Lied stammt von dem kubanischen Musiker José Fernández Díaz. 1993 erklärte ihn das höchste kubanische Gericht zum alleinigen Urheber der Komposition. Der Text geht teilweise auf Verse des kubanischen Freiheitshelden José Marti (1853 - 1895) zurück.