Umstrittener Altbischof Kurt Krenn in Österreich gestorben

St. Pölten · Rund neun Jahre nach seinem vom Papst erzwungenen Rücktritt ist der österreichische Altbischof Kurt Krenn (77) in St. Pölten gestorben.

Er habe an einer langen Krankheit gelitten, sagte ein Sprecher der Diözese. "Im Rückblick auf jedes Leben gibt es Licht und Schatten", sagte sein Nachfolger Bischof Klaus Küng in einer ersten Stellungnahme. Krenn war im Zusammenhang mit einer Affäre um Kinderpornos und Homosexualität im Priesterseminar im Herbst 2004 auf Drängen des damaligen Papstes Johannes Paul II. zurückgetreten.

Laut polizeilichen Ermittlungen hatten Studenten des Seminars Zehntausende Pornobilder, darunter auch verbotene Kinderaufnahmen, aus dem Internet auf Seminar-Computer heruntergeladen. Außerdem sollen dort homoerotische Partys gefeiert worden sein. Das Seminar wurde durch Küng geschlossen. Krenn hatte von 1991 bis 2004 die Diözese St. Pölten geleitet.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete Krenn als Menschen, dessen Wirken "zu manchen Kontroversen geführt" habe. "Er hat sich nie gescheut auch schwierige Themen und das Widerständige der kirchlichen Lehre gegen den Mainstream zu argumentieren und zu verteidigen."

Einsam war Krenn auch in seiner Unterstützung für den damaligen Wiener Erzbischof Hans Hermann Groer, gegen den 1995 Vorwürfe laut geworden waren, er habe in seiner früheren Tätigkeit als Erzieher Jungen sexuell missbraucht. Die nie wirklich aufgeklärten Anschuldigungen führten zur Absetzung Groers. Angesichts der folgenden schweren Krise leitete die Amtskirche den "Dialog für Österreich" ein, den Krenn aber ablehnte.

Zu Krenns von Konflikten geprägten Leben sagte sein Nachfolger Küng: "Wer ihn näher gekannt hat, weiß, dass er unter der Situation nicht wenig gelitten hat, man darf aber auch nicht übersehen, dass unter den aufgetretenen Spannungen viele andere litten."

Krenn studierte unter anderem in Tübingen und München. Er unterrichtete in den 1970er Jahren zeitgleich mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. an der Universität Regensburg "Systematische Theologie".

(dpa)
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