Randalen in Großbritannien Londons Bürger setzen sich zur Wehr

London (RPO). Trümmer und Scherben, Wrackteile ausgebrannter Autos, geplünderte Geschäfte – in Zeiten von Gewalt und Krawall zeigen die Straßen von Großbritannien ein Bild der Verwüstung. Doch viele Bürger des Königsreichs wollen sich das nicht länger gefallen lassen. Sie setzen auf organisierte Patrouillen oder organisieren Putzaktionen im Internet. "Wir müssen etwas für uns selbst tun", sagen sie.

Randalen in Großbritannien: Londons Bürger setzen sich zur Wehr
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London (RPO). Trümmer und Scherben, Wrackteile ausgebrannter Autos, geplünderte Geschäfte — in Zeiten von Gewalt und Krawall zeigen die Straßen von Großbritannien ein Bild der Verwüstung. Doch viele Bürger des Königsreichs wollen sich das nicht länger gefallen lassen. Sie setzen auf organisierte Patrouillen oder organisieren Putzaktionen im Internet. "Wir müssen etwas für uns selbst tun", sagen sie.

Strahlendes Sonnengelb und ein Feudel zieren das Logo der Aktion "Cleanup", für die sich immer mehr Londoner Bürger interessieren. Sie wollen London reinigen von den Folgen der Randalen der vergangenen Tage — und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Facebook-Seite der Organisationen hat schon mehr als 8000 Freunde und auf Twitter über 1000 Follower.

"Woolwich Cleanup - vor dem Bahnhof 12 Uhr", ist da etwa auf Facebook zu lesen. Und auf Twitter heißt es dazu: "Für diejenigen, die hingehen, sprecht die Jungs in den leuchtenden Jacken an." Andere fragen direkt nach, ob noch Hilfe gebraucht wird etwa in Camden oder Croydon. Wie ein Lauffeuer scheint sich die Aktion herumzusprechen. Vor Ort, wie etwa vor wenigen Tagen vor dem Clapham Junction Bahnhof in Battersea, versammeln sich die Freiwilligen dann ausgerüstet mit Besen, Handfeger oder Wischeimer.

Großer Dank im Internet für Aktion

Es scheint, als wollen die Londoner nicht mehr tatenlos zusehen, wie ihre Straßen zerstört werden. Viel Kritik hatte sich deshalb auch die Polizei gefallen lassen müssen. Zu zurückhaltend, überfordert, so lauteten die Vorwürfe. Auch deshalb hatte Premier David Cameron eine härtere Gangart angekündigt und die Zahl der Polizisten, die am vierten Abend durch die Hauptstadt patroulliert waren, massiv aufgestockt.

Die Bewohner der Stadt aber haben nun ihren eigenen Weg gefunden, mit all dem fertig zu werden. Neben der Facebookseite und dem Twitter-Account gibt es inzwischen auch eine eigene Webseite namens riotcleanup.com, auf der sich Interessierte über die nächsten Aufräumaktionen informieren können - mit genauer Angabe des Treffpunktes und der Uhrzeit. Auch gibt es einen Hinweise, dass ein Hilfscenter in Tottenham Spenden benötigt.

Dass die Aktion ankommt, zeigen die vielen Danksagungen etwa auf Facebook. Dort heißt es etwa: "Eine großartige Idee" oder "Ihr seid fantastisch." Ein anderer bedauert, dass eine bestimmte Aktion erst um zwölf startet — weil er dann arbeiten muss.

Sikhs beschützen ihren Tempel

Doch nicht nur mit den Aufräumaktionen wehren sich die Einwohner gegen den randalierenden Mob. Inzwischen haben sie in einigen Stadtteilen eigene Bürgerwehren organisiert, um etwa ihre Geschäfte vor Plünderern zu schützen. Ein AFP-Journalist etwa berichtete, dass sich im Londoner Stadtteil Southhall hunderte Angehörige der Religionsgemeinschaft Sikhs vor ihrem Tempel versammelt hatten, nachdem es Gerüchte gegeben hatte, dieser könnte geplündert werden.

Und der britische "Guardian" berichtet von Bürgerwehren in mehreren Stadtteilen. Rund 200 Menschen seien etwa im Zentrum von Eltham im Süden der Stadt unterwegs gewesen. In Eltham, im Norden, seien rund 70 Menschen gesehen worden, die eine Gruppe Jugendlicher vertrieben haben sollen.

In East Ham seien Plünderer von hunderten asiatischen Einwohnern vertrieben worden. Und in Hackney hätten sich kurdische und türkische Bewohner zusammengeschlossen, um ihre Geschäfte zu beschützen.

"Wir müssen etwas für uns selbst tun", sagt etwa Ladenbesitzer Huseyin dem "Guardian". "Wir müssen aufeinander achten. Wenn sie heute Abend kommen, wird es einen Kampf geben, einen großen Kampf."

Dass das nicht immer friedlich abläuft, zeigt der Bericht der britischen Zeitung ebenfalls. So filmte sie einige Bewohner mit Baseballschlägern. Und vor einem Kebab-Restaurant versammelte sich das Personal mit Dönermessern in der Hand.

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