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Matthew Silver Ein schreiender Zottel-Revolutionär streift durch New York

New York · Der Mann trägt nur eine Unterhose zu seinem zotteligen Bart, er stürmt in Geschäfte und schreit Kunden und Mitarbeiter an. Der Aktionskünstler Matthew Silver ist ein New York zu einer Kultfigur geworden. Seine schrille Kapitalismuskritik begeistert immer mehr Menschen.

Das verwackelte Video zeigt einen Apple-Store in New York. Ein Mann mit reichlich Brust- und noch mehr Kopf- und Barthaar stürmt die Treppe herunter in den Laden, er trägt eine grüne Unterhose und hat ein altes Stück Pappe dabei, auf dem in großen Buchstaben "LOVE" steht. Er reißt die Arme in die Höhe und schreit Sätze wie "Fühl den Moment, nicht die Technik" oder "Lasst die Technik euch nicht von der Liebe ablenken" heraus. Die Kunden applaudieren. Ein Wachmann versucht, den haarigen Nackten aus dem Laden zu führen, muss aber lachen und liegt dem Aktivisten plötzlich in den Armen. Herzlich, aber bestimmt schiebt er den Mann nach draußen, die beiden verabschieden sich mit Handschlag.

In einem anderen Video stürmt der Aktivist in ein New Yorker Bekleidungsgeschäft, führt einen wilden Tanz auf und brüllt: "Stop buying stuff! Love ist the answer!" (Hört auf, Zeug zu kaufen! Liebe ist die Antwort!).

Es sind Videos wie diese, mit denen der Aktionskünstler Matthew Silver immer mehr Fans gewinnt. Kapitalismuskritik als Event mit Kuschelfaktor. Dass irgendeiner der Kunden das iPhone nach seiner Aktion im Geschäft hat liegen lassen, scheint eher unwahrscheinlich, doch Matthew Silver trifft mit seinen Aktionen dennoch ein unterschwelliges Gefühl, ein Unbehagen über maßlosen Konsum, das viele beim Einkaufen haben: Eigentlich ist das alles zu viel, eigentlich ist das alles nicht echt. Da kommt dieser weiche Eigentlich-Aktivist, der für ein bisschen Nervenkitzel sorgt, am Ende aber doch alle in die Arme nimmt, irgendwie recht: und auch auf dem neuen iPhone ist er gleich wieder da, in der Facebook-Timeline und im Twitter-Stream.

Andere Aktionen treffen das Lebensgefühl der New Yorker mindestens ebenso gut. In Mönchskutte und mit einem Schild "Pizza saves" parodiert er missionierende Jesus-Anhänger und die Beliebigkeit von Werten. Wem danach ist, der kann über die zweite Bedeutungsebene seiner Aktion nachdenken, alle anderen können es beim Lachen über die erste belassen.

Bei Facebook hat Matthew Silver inzwischen mehr als 35.000 Fans. Die bejubeln ihn für seine Aktionen, nennen ihn den "wahrscheinlich besten Menschen der Welt".

Matthew Silver bezeichnet sich selbst als "Clown", der durch die Stadt zieht und "bizarre Dinge" tut. Er wolle die Menschen zum Lachen bringen, mit Tabus, Regeln und sozialen Normen spielen. "Be prepared to laugh and cry", schreibt er auf seiner Facebook-Seite. Seine Fans haben die Wahl.

(jco)
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