Spektakulärer Fall in Großbritannien Mehr als 1000 Menschen als Sklaven gehalten

London · 30 Jahre lang werden drei Frauen in einem Haus in London als moderne Sklaven gehalten. Und das in einem Ausmaß, wie selbst die Polizei es kaum glauben kann. Doch dieser Fall ist kein Einzelfall – im Gegenteil.

 Dieses Foto zeigt einen Screenshot der britischen Website "Freedom Charity", auf der Spenden für Opfer von Sklaverei gesammelt werden.

Dieses Foto zeigt einen Screenshot der britischen Website "Freedom Charity", auf der Spenden für Opfer von Sklaverei gesammelt werden.

Foto: dpa, --

30 Jahre lang werden drei Frauen in einem Haus in London als moderne Sklaven gehalten. Und das in einem Ausmaß, wie selbst die Polizei es kaum glauben kann. Doch dieser Fall ist kein Einzelfall — im Gegenteil.

In einem der spektakulärsten Fälle moderner Sklaverei in London sind die beiden mutmaßlichen Täter überraschend gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Das Ehepaar aus dem Ausland — beide 67 Jahre alt — war am Donnerstag von der Polizei unter dem Verdacht festgenommen worden, drei Frauen mehr als 30 Jahre lang gegen ihren Willen im Londoner Stadtteil Lambeth in Sklaverei gehalten zu haben.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Freedom Charity sind die Opfer "tief traumatisiert" aber in Sicherheit. Die britische Regierung kündigte am Freitag an, härter gegen Menschenhandel vorgehen zu wollen.

In Großbritannien wurden laut einem Bericht im Jahr 2012 mehr als 1000 Menschen in moderner Sklaverei gehalten. Das geht aus dem Jahresbericht des Centre for Social Justice hervor. Die Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer weit höher liegt.

Die Spannbreite reiche von Haussklaverei, über Zwangsarbeit in Fabriken und auf Feldern bis zu sexueller Ausbeutung, etwa in Bordellen. Unter den bekanntgewordenen Fällen seien auch Hunderte Kinder.

Die Autoren des Berichts fordern die Einrichtung eines Sklaverei-Beauftragten bei der Regierung, der sich ausschließlich mit dem Thema befasst. In der Gesellschaft gebe es eine "schockierende Unwissenheit" über das Problem.

"Sozialarbeiter im ganzen Land sind nicht ausreichend gerüstet, um die Anzeichen für Sklaverei zu erkennen", heißt es in dem Bericht. In vielen Fällen würden die Opfer sogar noch von der Staatsgewalt juristisch verfolgt, für Vergehen, die sie aus ihrer Zwangssituation heraus begehen mussten.

(rpo/dpa/afp)
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