In Menschenmenge gerast Fahrer von Melbourne nennt Umgang mit Muslimen als Motiv

Sydney · Nach der Autoattacke in der australischen Großstadt Melbourne hat sich der Fahrer erstmals zu seinen Motiven geäußert. Der 32-jährige Verdächtige habe angegeben, die Tat wegen der "schlechten Behandlung von Muslimen" verübt zu haben, sagte Regierungschef Turnbull.

Die Polizei im australischen Melbourne rätselt weiter über das Motiv des Autofahrers, der absichtlich in eine Menschenmenge gerast ist und fast 20 Menschen verletzt hat. In einer ersten Vernehmung sagte der 32-jährige gebürtige Afghane, er habe sich auch wegen der schlechten Behandlung von Muslimen zu der Tat entschlossen.

Allerdings habe er zuvor auch von Träumen und Stimmen gesprochen, hieß es. Der Mann ist laut Polizeiangaben drogenabhängig und hat psychische Probleme. Er war direkt am Unfallort nahe der Bahnstation Flinders Street von einem Polizisten gefasst worden, der dort privat unterwegs war.

Polizei und Politiker sprachen von einer absichtlichen Tat des Mannes, der als Flüchtling nach Australien gekommen war. Anhaltspunkte für einen Terrorakt gebe es aber bisher nicht. Es sei nach ersten Erkenntnissen keine Verbindung zu einer Terrorgruppe festzustellen, sagte Australiens Regierungschef Malcom Turnbull am Freitag. "Aber es ist auch nichts ausgeschlossen worden", fügte er hinzu. "Was auch immer das Motiv war, dies war eine schreckliche und und feige Tat." Zugleich betonte der Premier, es handele sich um einen Einzelfall.

Nach jüngsten Zahlen der Polizei vom Freitag waren 20 Verletzte zu Krankenhäusern gebracht worden, davon seien 18 eingewiesen worden. Vier von ihnen hätten bis Freitag wieder entlassen werden können, drei befänden sich noch im kritischen Zustand.

Neun der Verletzten stammen Turnbulls Worten zufolge aus dem Ausland, darunter Südkorea, Venezuela, Indien, Irland, Italien, China und Neuseeland.

Als Held gefeiert wurde in Australien der Polizist, der sich in seiner Freizeit zum Zeitpunkt des Zwischenfalls auf der belebten Flinders Street befand und den Autofahrer aufhielt. Als der Geländewagen von einem Poller gestoppt wurde, eilte der Beamte zum Auto und verschaffte sich über das Fenster der Fahrerseite Zugriff auf den Mann am Steuer.

Uniformierte Kollegen trafen kurz darauf ein, der Autofahrer wurde dann bewusstlos aus dem Wagen gezogen. Details dazu waren zunächst nicht bekannt. Der Polizist, der den Mann stellte, verletzte sich an der Hand und wurde ärztlich behandelt.

Ein zweiter Mann, der ebenfalls am Unfallort festgenommen wurde, hatte laut Polizei doch nichts mit dem Vorfall zu tun: Er habe das Geschehen gefilmt, Beamte fanden aber Messer in seinem Rucksack.

(ate)
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