Russischer Flugzeugabsturz Ägypten sieht keine Hinweise auf Attentat mit Bombe

Kairo · Nach dem Absturz des russischen Passagierflugzeugs gibt es weiter sehr unterschiedliche Ansichten über die Ursachen. Während Großbritannien von einem Terroanschlag ausgeht, sieht Ägypten keinerlei Belege für eine Bombe als Absturzursache. Unterdessen könnten bald wieder Flieger von Scharm el Scheich nach Großbritannien starten.

Metrojet-Absturz: Bombe als Ursache immer wahrscheinlicher
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Metrojet-Absturz: Bombe immer wahrscheinlicher

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Ägyptens Regierung hat Vermutungen über eine Bombe als Ursache für den Absturz des russischen Passagierflugzeuges zurückgewiesen. Die Ermittler hätten dafür bisher keinerlei Belege gefunden, sagte der ägyptische Minister für zivile Luftfahrt, Hussam Kamal, am Donnerstag in Kairo. Bei anderslautenden Aussagen handele es sich um eine Hypothese, die nicht auf Fakten basiere.

Auf allen ägyptischen Flughäfen gälten internationale Sicherheitsstandards, versicherte Kamal. Diese würden von der obersten ägyptischen Behörde für zivile Luftfahrt überwacht. Laut Kamal gibt es am Donnerstag rund 40 Flüge nach Scharm el Scheich.

Großbritanniens Regierung hält es dagegen für immer wahrscheinlicher, dass Terroristen für den Flugzeugabsturz über dem Sinai verantwortlich sind. "Wir können nicht sicher sein, dass das russische Passagierflugzeug von einer terroristischen Bombe zum Absturz gebracht wurde", sagte Premierminister David Cameron am Donnerstag in London.

Er führte weiter aus: "Mit zunehmender Wahrscheinlichkeit sieht es aus, als sei das der Fall gewesen." Ein Anschlag sei wahrscheinlicher, als dass es keiner war, fügte er hinzu.

Die deutschen Sicherheitsbehörden prüfen derzeit ein Video, das möglicherweise einen Terroranschlag auf die in Ägypten abgestürzte russische Passagiermaschine zeigt. Das Video sei im "Gemeinsamen Internetzentrum" (GIZ) betrachtet worden, teilte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) am Donnerstag in Wiesbaden mit. Sie bestätigte damit einen Bericht der Zeitung "Die Welt". Eine Aussage, ob es tatsächlich den Absturz der russischen Maschine am vergangenen Samstag zeigt, könne vom BKA nicht getroffen werden.

Dem Bericht der "Welt" zufolge ist auf dem Video, das am Wochenende auf der Plattform Youtube aufgetaucht sein soll, eine Explosion zu sehen. Anschließend stürzt eine brennende Maschine zu Boden. Das Video soll zudem mit einem Logo eines ägyptischen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) versehen sein.

Unterdessen können sich britische Urlauber in Scharm el Scheich Hoffnungen darauf machen, dass sie am Freitag in ihre Heimat zurückfliegen können, nachdem der Flugverkehr nach Großbritannien nach dem Flugzeugabsturz vorübergehend eingestellt wurde.

Es würden kurzfristige Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen organisiert, sagte der britische Außenminister Philip Hammond am Donnerstag der BBC. Dazu gehöre, dass alles, was in die Maschinen gelange, durchleuchtet werde und die Flugzeuge selbst genau überprüft würden.

Diese Sonderkontrollen solle es so lange geben, wie es dauere, alle Urlauber nach Hause zu bringen, sagte Hammond. In einer zweiten Phase würden britische Experten mit den Ägyptern besprechen, wie man die Routinekontrollen an dem Flughafen verschärfen könne.

Am Vorabend hatte die Regierung in London von allen nicht notwendigen Flugreisen an den Flughafen am Roten Meer abgeraten. Sie hält es für wahrscheinlich, dass ein Sprengkörper vergangenen Samstag das russische Passagierflugzeug über dem Sinai zum Absturz gebracht hat. Am Donnerstag seien deswegen 19 Flüge von Scharm el Scheich nach Großbritannien ausgefallen, sagte der Minister.

In die Entscheidung, Flüge zu stoppen, seien "alle uns zugänglichen Informationen" eingeflossen, darunter auch Geheimdiensterkenntnisse. Die Behauptung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf dem Sinai, den Absturz mit 224 Toten verursacht zu haben, gehöre auch zu den Informationen.

(hebu/dpa)
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