Tausende auf Mexikos Straßen Demonstration für vermisste Studenten

Mexiko-Stadt · Bandenmitglieder haben Dutzende junge Menschen in Mexiko getötet. Die Behörden machen eine Allianz aus Dorfpolizisten, Lokalpolitikern und einer kriminellen Organisation für das Verbrechen verantwortlich. Die Angehörigen der Opfer vermuten hingegen das Militär hinter der Tat.

 Aus Solidarität für die vermissten Studenten sind in Mexiko Tausende Menschen auf die Straße gegangen.

Aus Solidarität für die vermissten Studenten sind in Mexiko Tausende Menschen auf die Straße gegangen.

Foto: dpa

Vier Monate nach dem mutmaßlichen Massaker an Dutzenden Studenten sind in Mexiko Tausende Demonstranten aus Solidarität mit den jungen Leuten auf die Straße gegangen. "Lebend wurden sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück", skandierten Angehörige, Kommilitonen und Sympathisanten am Montag bei dem Protestzug in Mexiko-Stadt. Allein in der Hauptstadt versammelten sich nach Polizeiangaben rund 27.000 Menschen auf dem zentralen Platz Zócalo im historischen Zentrum. Auch in Städten wie Oaxaca und Tapachula sowie im Ausland kam es zu Protestkundgebungen.

Am 26. September hatten Polizisten in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero 43 Studenten des linken Lehrerseminars Ayotzinapa entführt und sie der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben.
Bandenmitglieder räumten ein, die jungen Leute getötet und verbrannt zu haben. Die Familien der Vermissten weisen die Ermittlungsergebnisse allerdings zurück. Gerichtsmediziner der Universität Innsbruck konnten bislang lediglich eines der Opfer identifizieren.

"Wir haben kein Vertrauen in die Ermittlungsergebnisse der Behörden. Soldaten und Polizisten haben die jungen Leute entführt", sagte die Studentin Andrea. "Die Sicherheitskräfte haben eine Geschichte der Unterdrückung sozialer Bewegungen. Die Studenten waren der mexikanischen Oligarchie ein Dorn im Auge."

In Ayotzinapa werden vor allem Studenten aus armen Indio-Familien zu Lehrern ausgebildet. Die Hochschule ist bekannt für ihren politischen Aktivismus. Die Studenten besetzen beispielsweise immer wieder Mautstationen an Autobahnen und verlangen Geld für den Unterhalt des Seminars.

Nach Recherchen der Zeitung "Milenio" wussten die Streitkräfte von den Vorfällen in Iguala im September. Allerdings griffen sie nicht ein, weil sie nicht um Unterstützung gebeten wurden. Auch die in Guerrero stationierte Bundespolizei reagierte demnach nicht.

Am Unabhängigkeitsdenkmal in Mexiko-Stadt spannten die Demonstranten ein Transparent mit der Aufschrift "Streitkräfte - Mörder der 43" auf. Sie trugen Plakate mit den Fotos des verschleppten Studenten bei sich und skandierten: "Warum tötet ihr sie, wenn sie doch die Hoffnung Lateinamerikas sind?"

Das mutmaßliche Massaker warf ein Schlaglicht auf die engen Kontakte zwischen Sicherheitskräften, Politikern und Drogenkartellen in Teilen Mexikos. Angehörige der Verschleppten riefen am Montag zum Boykott der Regionalwahlen im Sommer auf. "Nein zu den Wahlen", sagte der Sprecher der Familien, Felipe de la Cruz, laut einem Bericht von "Milenio". "Wählen zu gehen, bedeutet, das organisierte Verbrechen zu wählen."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort