Mexiko Dutzende Tote bei Kämpfen zwischen Bewaffneten und Polizei

Mexiko-Stadt · Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bewaffneten und der Polizei sind am Freitag im Westen Mexikos dutzende Menschen getötet worden. Hinweise deuten auf Aktivitäten eines aufstrebenden Drogenkartells hin.

 Enrique Hernandez kandidierte für das Bürgermeisteramt - im Kampf gegen das Drogenkartell wurde er erschossen.

Enrique Hernandez kandidierte für das Bürgermeisteramt - im Kampf gegen das Drogenkartell wurde er erschossen.

Foto: dpa, jm lmb cdv ase

Beim jüngsten Zusammenstoß zwischen Mitgliedern eines berüchtigten Drogenkartells und der Bundespolizei sind im Westen Mexikos mindestens 43 Menschen getötet worden. 42 der Getöteten waren mutmaßliche Mitglieder "einer Organisation, deren Hauptoperationsgebiet der Staat Jalisco ist", wie der nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido sagte. Damit deutete er auf das mächtige, immer größer werdende Kartell Jalisco Nueva Generación (CJNG) hin. Bei dem weiteren Toten handele es sich um einen Bundespolizisten.

Das dreistündige Feuergefecht fand am Freitag auf einer Farm in der Gemeinde Tanhuato an der Grenze zwischen den mexikanischen Staaten Michoacán und Jalisco statt. Von in Brand gesetzten Fahrzeugen stieg schwarzer Rauch auf, Fotos vom Tatort zeigten in Feldern herumliegende Leichen, einige mit halbautomatischen Gewehren. Ein Video, das der Nachrichtenagentur AP vorlag, zeigte Bundespolizisten, wie sie unter Feuer gerieten. Einem lokalen Polizisten aus der Stadt Puerto de Vargas zufolge ist die Farm unter dem Namen Rancho del Sol bekannt.

Begonnen hatte der Schusswechsel laut Rubido, als Soldaten, Bundespolizisten und Ermittler einen Bericht nachgegangen waren, wonach bewaffnete Männer plötzlich auf der Ranch aufgetaucht waren. Auf dem Weg seien Polizisten einem Lastwagen voll mit Bewaffneten begegnet, die umgehend das Feuer eröffnet hätten. Die Beamten verfolgten die Kriminellen bis zu der Farm, wo sie heftig beschossen worden seien, sagte der Sicherheitschef.

Der Bundespolizist sei bei dem Versuch gestorben, einem verletzten Kollegen zu helfen. Weiter sagte Rubido, dass drei Personen festgenommen und unter anderem 36 halbautomatische Waffen und ein Granatenwerfer sichergestellt worden seien.

Seit Jahren kommt es an der Grenze zwischen den beiden Staaten zu blutigen Auseinandersetzungen und grausamen Leichenfunden. Jalisco Nueva Generación tritt in der Region besonders dominant auf. Der Kampf am Freitag folgte auf zwei andere kürzlich verübte Angriffe des Kartells. Im April hatten Bewaffnete einen Polizeikonvoi in Jalisco überfallen und 15 Bundespolizisten getötet. Bei einem anderen wurde ein Hubschrauber mit Hilfe eines Raketenwerfers vom Himmel geholt, ein bislang einmaliger Vorfall in Mexiko. Dabei wurden 18 Personen getötet. Die Gesamtzahl der Todesopfer dieser drei Angriffe liegt damit bei mindestens 76.

Der Tatort ist zudem in der Nähe der Gemeinde La Barca. Dort waren 2013 mehr als 60 Leichen in Massengräbern gefunden worden. Auch dieser Fall wurde mit dem Jalisco-Kartell in Verbindung gebracht.

Ein Polizeivertreter im nahen Ecuandureo sagte am Freitag, er wisse nicht, wem die Rancho del Sol gehöre. Luftaufnahmen zeigten ein großes Haus mit einem Tennisplatz davor. Laut Anwohnern wurden auf der Farm seit mindestens 15 Jahren Gräser für die Viehzucht angebaut.

In nur wenigen Jahren hat sich CJNG von einer kleinen Splittergruppe des mächtigen Sinaloa-Kartells zu einer der am meisten gefürchteten kriminellen Banden Mexikos entwickelt. Das schnelle Aufkommen von Nueva Generación zeigt einen rapiden Wandel der kriminellen Landschaft in Mexiko, wo die Regierung hauptsächlich gegen die Anführer von etablierten Kartelle vorgeht. Davon, dass seine Konkurrenten dadurch geschwächt wurden, hat das Jalisco-Kartell profitiert wie keine andere Gruppe.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort