Migration 5079 Flüchtlinge starben 2016 im Mittelmeer

Genf/Warschau · Mindestens 5079 Menschen sind im vergangenen Jahr bei dem Versuch ums Leben gekommen, über das Mittelmehr nach Europa zu fliehen. Diese vorläufigen Zahlen gab die internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf bekannt.

Flüchtlingsdrama im Mittelmeer – Boot kentert
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Flüchtlingsdrama im Mittelmeer – Boot kentert

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Foto: afp

Berichte über 300 weitere Todesfälle im Mittelmeer würden noch untersucht und seien in der Statistik nicht berücksichtigt. "Wir müssen etwas tun, damit Migration legal und sicher wird für alle", sagte IOM-Generaldirektor Willam Lacy Swing.

Insgesamt gelangten im vergangenen Jahr deutlich weniger Migranten und Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa als 2015. Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex teilte mit, 2016 seien etwa 364.000 Menschen über die beiden zentralen Routen im Meer gekommen - fast zwei Drittel weniger als im Vorjahr. Während die Zahl der in Griechenland angelandeten Flüchtlinge extrem fiel, kamen in Italien so viele Migranten an wie nie zuvor.

Auf der zentralen Mittelmeerroute nach Italien stieg die Zahl der Flüchtlinge um ein Fünftel auf 181.000 an. Dies sei eine Rekordzahl, teilte Frontex mit. Die meisten Menschen kamen dabei aus Ländern wie Nigeria, Eritrea, Guinea, der Elfenbeinküste und Gambia.

Migrationsdruck aus Afrika weiter hoch

Der wachsende Zustrom spiegelt nach Angaben der EU-Behörde den zunehmendem Migrationsdruck aus Afrika. Vor allem die Zahl westafrikanischer Flüchtlinge an Italiens Grenzen sei seit 2010 um das Zehnfache angestiegen. Insgesamt seien an den EU-Außengrenzen im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million illegaler Grenzübertritte festgestellt worden.

Gründe für den Rückgang in Griechenland sind die geschlossene Fluchtroute über den Balkan und das EU-Abkommen mit der Türkei, nach dem Flüchtlinge in das Land zurückgeführt und Grenzkontrollen verschärft wurden.

Seit der Einigung zwischen den EU-Spitzen und der Regierung in Ankara im März 2016 hätten deutlich weniger Migranten die griechischen Inseln erreicht, wie es hieß. Nach vorläufigen Schätzungen kamen im vergangenen Jahr 182.500 Menschen in Griechenland an, fast 80 Prozent weniger als 2015. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Syrer, Afghanen und Iraker.

Auf den griechischen Inseln trifft der Wintereinbruch Tausende Flüchtlinge und Migranten schwer: Viele müssten bei Minustemperaturen und Schnee in unbeheizten Zelten ausharren, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. Nach Angaben des griechischen Migrations-Krisenstabes leben auf den Inseln der Ostägäis knapp die Hälfte der 15.560 Migranten und Flüchtlinge in Zelten.

Besonders auf den Inseln Samos, Chios und Lesbos sei die Situation prekär, sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. Das Hilfswerk habe warme Decken und Schlafsäcke verteilt und sei dabei, alle Zelte mit Heizlüftern auszustatten. Auf dem Festland seien die Menschen besser untergebracht, die Umsiedlung dauere aber zu lange.

Das UNHCR appellierte auch an die europäischen Partnerländer Griechenlands, ihre Versprechen zur Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten zügiger umzusetzen. Ende 2015 einigten sich die EU-Partner, innerhalb von zwei Jahren 66 400 Asylsuchende aus Griechenland aufzunehmen. Bis Anfang Januar 2017 seien aber nur 7760 tatsächlich umgezogen oder auf dem Weg gewesen.

(felt/dpa)
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