Todesfalle Mittelmeer Mindestens 66 Tote bei Schiffbrüchen

Rom · Auch zu Beginn des neuen Jahres wagen Migranten die Überfahrt von Libyen nach Europa - es gibt viele Tote und Vermisste. Im Winter gilt die Route als noch gefährlicher als ohnehin.

 Flüchtlinge hoffen auf Rettung (Archiv).

Flüchtlinge hoffen auf Rettung (Archiv).

Foto: dpa, EM hjb kno

Bei Schiffbrüchen im Mittelmeer sind am vergangenen Wochenende mindestens 66 Menschen ums Leben gekommen. 64 Flüchtlinge starben am Samstag bei einem ersten schweren Unglück. Das habe die Befragung von Migranten, die nach einem Schiffbruch gerettet worden seien, ergeben, twitterte der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, am Montag. Am Sonntag ereignete sich ein weiteres Unglück unweit der libyschen Küste mit mindestens zwei Toten, wie die libysche Küstenwache mitteilte. Da sich das Wetter bessern soll, rechnet die libysche Marine damit, dass in den kommenden Tagen noch mehr Menschen die gefährliche Überfahrt wagen könnten.

Nach dem Unglück am Samstag waren laut IOM acht Leichen geborgen worden. Nach Angaben der Überlebenden, die mittlerweile in Italien angekommen sind, seien bei der Abfahrt des Schlauchbootes 150 Menschen an Bord gewesen, hieß es. 86 Menschen konnten am Samstag von der italienischen Küstenwache und der Marine gerettet werden, darunter waren zahlreiche Kinder und Frauen. Die übrigen "vermutlich 56" Menschen gelten als vermisst, wie Di Giacomo mitteilte.

Libyens Küstenwache rettete nach eigenen Angaben am Sonntag 272 Flüchtlinge von Schlauchbooten im Mittelmeer. Zwei Frauen - darunter eine Schwangere - seien tot geborgen worden, gab die Küstenwache am Montag bekannt. Die im Wasser treibenden Boote seien vor der Küste nahe der Hauptstadt Tripolis im Westen des Landes entdeckt worden. Unter den Geretteten seien 56 Kinder und 53 Frauen. Die Flüchtlinge stammten aus unterschiedlichen Ländern Afrikas.

Die libysche Marine rechne damit, dass sich in den kommenden Tagen noch mehr Menschen auf marode Boote mit ineffizienten Motoren wagen, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Tripolis am Montag. Das Wetter solle besser werden und sich damit auch das Meer vor der libyschen Küste beruhigen.

Schätzungen zufolge sitzen zwischen 400.000 und eine Million Migranten in dem von Gewalt zerrissenen nordafrikanischen Libyen fest und hoffen auf eine Überfahrt nach Europa. Libyen ist das wichtigstes Transitlant für Flüchtlinge, die nach Europa wollen. Die Migrationsroute über das Mittelmeer ist die gefährlichste der Welt. 2017 starben nach IOM-Angaben mehr als 3000 Menschen in den Fluten.

Der Großteil der im Mittelmeer Geretteten wird nach Italien gebracht - dort ist die Migrationskrise vor den Wahlen im März dominierendes Wahlkampfthema. Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi bezeichnete alle illegalen Migranten in Italien am Montag als Kriminelle. "Sie arbeiten schwarz, prostituieren sich, begehen Raubüberfälle und Diebstähle, handeln mit Drogen und so weiter. Wie kann man vor ihnen keine Angst haben?", fragte er. "Diese Menschen haben keine Möglichkeit, einem regulären Job nachzugehen, weshalb sie gezwungen sind, zum Überleben das Gesetz zu brechen", sagte er der konservativen Zeitung "Il Foglio".

Dem italienischen Innenministerium zufolge kamen in den ersten Tagen des neuen Jahres bereits 330 im Mittelmeer gerettete Menschen in Italien an. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt mehr als 119.300 - deutlich weniger als 2016 (181.436).

(dpa)
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