Mutmaßliche Ermordung vermisster Studenten Wütende Proteste in Mexiko

Mexiko-Stadt · Nach dem Geständnis dreier Bandenmitglieder, 43 vermisste Studenten umgebracht zu haben, ist es in Mexiko zu Protesten gekommen. Auch Gewalt prägt Mexiko-Stadt. Die Demonstranten haben versucht in den Nationalpalast einzudringen. Der Fall der verschwundenen Studenten zeigt, wie eng der Staat im Drogengeschäft mitmischt.

Nach Studenten-Mord-Geständnis - Gewalt und Proteste in Mexiko-Stadt
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Foto: dpa, jn mag uw

Die mutmaßliche Ermordung von 43 seit Wochen vermissten Studenten hat in Mexiko neue wütende Proteste und Gewalt ausgelöst. In Mexiko-Stadt versuchten vermummte Angreifer am Samstagabend, in den Nationalpalast einzudringen. Im Bundesstaat Guerrero bewarfen Demonstranten den Sitz der Regionalregierung mit Brandsätzen und setzten Autos in Brand.

Der Fall der verschwundenen Studenten hatte in Mexiko eine Welle der Empörung ausgelöst, immer wieder gehen Demonstranten auf die Straßen. Auch Rücktrittsforderungen gegen Staatspräsident Enrique Peña Nieto wurden laut. Eine kleine Gruppe von Demonstranten rammte in der Nacht zum Sonntag Metallbarrikaden gegen die massive Eingangstür des Nationalpalastes und setzte sie kurzzeitig in Brand, konnte jedoch nicht in das Gebäude gelangen. Die Angreifer sprühten die Worte "Wir wollen sie lebend zurück" auf die Mauer des Gebäudes. Der Nationalpalast wird von Peña Nieto zu Repräsentationszwecken genutzt.

Auf dem Zócalo-Platz vor dem Gebäude hatten vor dem Zwischenfall tausende Menschen friedlich protestiert. Dabei riefen sie Slogans wie "Weg mit Peña Nieto" und "Das Volk will Dich nicht!". In Chilpancingo, der Hauptstadt des südwestlichen Bundesstaates Guerrero, bewarfen rund 300 zum Teil vermummte Demonstranten den Sitz der Regionalregierung mit Molotowcocktails und setzten Autos in Brand. "Sie haben sie lebend mitgenommen, wir wollen sie lebend zurück", skandierten die Demonstranten. "Wir fordern das Gleiche wie immer: Wir wollen unsere Kameraden lebend wiedersehen", sagte ein maskierter Student der Nachrichtenagentur AFP.

Nach Angaben der mexikanischen Ermittlungsbehörden haben drei mutmaßliche Drogengangster gestanden, die 43 Ende September nahe der Stadt Iguala im Südwesten des Landes verschwundenen Lehramtsstudenten ermordet und ihre Leichen verbrannt zu haben. Die Studenten hatten am 26. September für den Rückweg von einer Spendensammelaktion in Iguala mehrere Busse gekapert. Dies war eine übliche Praxis in ihrem Lehrerseminar, das als Hochburg linksradikaler Aktivisten bekannt ist. Auf dem Weg stoppte die Polizei die Busse und tötete sechs Insassen. Die übrigen 43 Studenten wurden laut den Ermittlern an die verbündete Drogenbande Guerreros Unidos übergeben.

Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Igualas Bürgermeister José Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie eine geplante Rede seiner Frau stören. Nach mehrwöchiger Flucht wurde das Paar, das Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten soll, am Dienstag in Mexiko-Stadt gefasst. Insgesamt gab es bislang 74 Festnahmen in dem Fall, darunter 36 Polizisten und mehrere Mitglieder von Guerreros Unidos.

Die Angehörigen der Vermissten reagierten misstrauisch auf die Erklärungen der Staatsanwaltschaft. Solange das Gegenteil nicht bewiesen sei, "sind unsere Söhne noch am Leben", sagte Felipe de la Cruz, ein Sprecher der Familien. "Wir werden weiter nach ihnen suchen." Die Angehörigen setzten auf eine Untersuchung durch unabhängige argentinische Gerichtsmediziner, die an den Ermittlungen beteiligt sind.

Im Oktober hatten bereits zwei Auftragsmörder ausgesagt, 17 der Studenten getötet und in einem Massengrab vergraben zu haben. Eine Untersuchung von 28 der Leichen in dem Grab ergab aber laut den Behörden, dass es sich nicht um die vermissten Studenten handelte.

(AFP)
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