400 Menschen vor Indonesien gerettet Myanmar erklärt sich zu Hilfe für Flüchtlinge bereit

Rangun · Nach internationalem Druck angesichts der Flüchtlingskrise in Südostasien lenkt Myanmar offenbar ein: Das Land, aus dem tausende Bootsflüchtlinge kommen, erklärte sich nun erstmals zu humanitärer Hilfe bereit.

Flüchtlinge vor Malaysia, Indonesien, Thailand: Flüchtlingsdrama im Asien
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Flüchtlingsdrama in Asien

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Myanmars Außenministerium erklärte Medienberichten zufolge, die Regierung teile die Sorgen der internationalen Gemeinschaft über die Flüchtlingskrise. Sie sei "bereit zu humanitärer Hilfe für jeden, der auf hoher See leidet". Derweil wurden vor Indonesiens Küste mehr als 400 Flüchtlinge gerettet, die aus Myanmar stammen sollen.

Bislang hatte sich das arme südostasiatische Land in der Krise für nicht zuständig erklärt. Viele der Bootsflüchtlinge vor Südostasiens Küsten gehören der Minderheit der Rohingya an und sind aus Myanmar geflohen.

Als muslimische Minderheit sind sie in dem mehrheitlich buddhistischen Land systematischer Diskriminierung ausgesetzt. Die Regierung bezeichnet die Rohingya aber als illegale Migranten aus dem benachbarten Bangladesch und lehnte bislang jede Verantwortung für die Volksgruppe ab. Auch aus Bangladesch selbst fliehen immer mehr Menschen vor bitterer Armut.

Vor der Küste der indonesischen Provinz Aceh wurden am Mittwochmorgen insgesamt 426 Flüchtlinge gerettet, wie örtliche Behördenvertreter mitteilten. Die Menschen sollen demnach aus Myanmar stammen. Die Geretteten seien sehr geschwächt. "Viele sind krank, sie haben mir gesagt, dass viele ihrer Freunde verhungert sind", sagte der indonesische Fischer Teuku Nyak Idrus, der sich an der Rettungsaktion beteiligt hatte. Unter den Geretteten waren seinen Angaben zufolge auch 30 Kinder und 26 Frauen.

2000 Bootsflüchtlinge auf See

In den vergangenen Tagen waren in Indonesien, Thailand und Malaysia bereits rund 3000 Flüchtlinge aus Myanmar und Bangladesch eingetroffen. Nach UN-Angaben befanden sich am Dienstag noch mindestens 2000 Bootsflüchtlinge auf See, viele davon seit Wochen. Schlepper verlangten von ihnen Geld, damit sie freikämen, sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) der Nachrichtenagentur AFP.

Vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Flüchtlingskrise trafen am Mittwoch die Außenminister Indonesiens, Thailands und Malaysias im malaysischen Regierungssitz Putrajaya zusammen. Myanmar schickte keinen Vertreter zu dem Treffen. Das Land ließ überdies offen, ob es an einem regionalen Gipfeltreffen am 29. Mai in Thailand teilnimmt.

Der malaysische Außenminister Anifah Aman hatte Myanmar am Sonntag aufgerufen, sich an den Krisengesprächen zu beteiligen. Anderenfalls werde Malaysia als derzeitiger Vorsitzender der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean ein Treffen zur Flüchtlingsfrage ansetzen. Myanmar gehört zur den zehn Mitgliedstaaten der Gemeinschaft.

Heftige Kritik

Die drei Teilnehmerländer waren zuletzt international heftig kritisiert worden, da sie ankommende Migranten lediglich mit Lebensmitteln versorgten und anschließend wieder zurück aufs offene Meer schickten.

Nach den Vereinten Nationen und den USA hatte sich am Dienstag auch Papst Franziskus für die Flüchtlinge stark gemacht. In einer Messe verglich er die "armen Rohingya" mit von der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) verfolgten Christen und Jesiden. "Wenn sie ihr Land verlassen, um der Verfolgung zu entgehen, wissen sie nicht, was ihnen widerfahren wird", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die UNO und die USA hatten Indonesien, Thailand und Malaysia zu Rettungseinsätzen für die Bootsflüchtlinge aufgefordert.

(AFP)
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