Island Neuer Vulkanausbruch ist "überfällig"

Berlin (RPO). Der nächste Vulkanausbruch auf Island kommt schon bald - nach Einschätzung von Experten. Der Grimsvötn auf Island sei "überfällig", sagte der Würzburger Geophysik-Professor Bernd Zimanowski.

Eyjafjallajökull - der Vulkanausbruch aus dem All
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Eyjafjallajökull - der Vulkanausbruch aus dem All

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Vor einem Jahr legten Aschewolken des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull den Luftverkehr wochenlang lahm. Nun könnte der Grimsvötn - als wahrscheinlicher Zeitraum gilt der Spätsommer und Herbst - Asche spucken: "Wenn der Wind ungünstig steht, gibt es denselben Zirkus wieder", prophezeite Zimanowski.

Schon beim letzten Ausbruch des Grimsvötn am 1. November 2004 musste der Flugverkehr teilweise umgeleitet werden, weil große Mengen Asche und Wasserdampf bis zu 13 Kilometer hoch in die Atmosphäre gelangten. "Neben Wasserdampf und Asche, die den Luftverkehr beeinträchtigten, wurde dabei auch das gesundheitsschädliche Gas Schwefeldioxid in die Atmosphäre geblasen", berichtete das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das gemeinsam mit der niederländischen Raumfahrtagentur eines der zehn wissenschaftlichen Instrumente auf dem Erdbeobachtungssatelliten Envisat bereitgestellt hat.

Im Durchschnitt bricht der 1725 Meter hohe Grimsvötn, der zum Vatnajöküll-Gletschermassiv im Südosten Islands gehört, alle zehn Jahre aus und dann zumeist im Oktober oder November. Nach Angaben des Würzburger Wissenschaftlers gibt es nun Anzeichen dafür, "dass das Magma-Reservoir voll ist". Eine Eruption kündigt sich mit Wassermassen an: Zuerst bringt die Hitze aus dem tiefen Erdinneren die 200 Meter dicke Eisschicht auf dem Vulkan zum Schmelzen. Experten schließen nicht aus, dass ein Ausbruch des Grimsvötn den Vulkan Laki aufwecken könnte, der im 18. Jahrhundert die weltweit größte Lava-Eruption der vergangenen Jahrtausende verursachte - mit verheerenden Folgen.

Ein weiterer Ausbruchs-Kandidat ist der Katla, er liegt benachbart zum Eyjafjallajökull. Am wahrscheinlichsten sei aber der Ausbruch des Vulkans Hekla, der seit 1970 pünktlich alle zehn Jahre Lava und Asche spucke, sagte der Geophysiker Birger Lühr vom Geoforschungszentrum Potsdam im April 2010. Der Hekla liegt nur 50 Kilometer vom Eyjafjallajoküll entfernt.

Vesuv wird irgendwann wieder ausbrechen

Deutschland hat Glück, dass es weitgehend von "hot spots" verschont ist: Nur die Vulkaneifel gilt als noch aktives Gebiet, weil hier die letzten Vulkanausbrüche erst 11.000 Jahre zurückliegen. "Die Eifel kann nicht als erloschen gelten, sie schläft vulkanologisch gesehen nur", sagte Hans-Ulrich Schmincke vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften im vergangenen Jahr.

Die Geophysiker an deutschen Hochschulen beschäftigen sich weniger mit Ausbruchsszenarien als mit Grundlagenforschung. Dabei halten sie engen Kontakt zu Kollegen in Island und Italien, wie Zimanowski sagte.

Die bangen Blicke richten sich in Italien auf den schlummernden Vesuv nahe der Zwei-Millionen-Stadt Neapel. "Die Geologenansage ist: Er wird mit Sicherheit wieder ausbrechen - vielleicht in 50, 60 oder 100 Jahren", sagte der Würzburger Professor. Die Bevölkerung hat aber noch genug Zeit, aus der Gefahrenzone zu verschwinden. Erste Zeichen des Erwachens gäbe es einige Monate vor einem Ausbruch.

Zimanowski erklärte, mit den eingesetzten hochauflösenden Sensoren könne man "zuhören, was passiert". Eine Prognose, wann genau die Eruption erfolgen wird, ist aber noch nicht möglich. Entwickelt würden dafür immer neue technische Lösungen, sagte er.

Den hohen Aufwand einer Vulkan-Vorhersage können sich eigentlich nur wohlhabende Staaten leisten. Immerhin gibt es, wie Zimanowski hervorhob, einen globalen Austausch über ein Informationsnetzwerk.

Zuletzt von einem Vulkanausbruch betroffen war Japan: Ende Januar wurde erstmals nach 52 Jahren der 1421 Meter hohe Vulkan Shinmoedake auf der südjapanischen Insel Kyushu aktiv. Die Behörden forderten 1.000 Anwohner auf, ihre Häuser zu verlassen.

(apd/felt)
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