Neues schweres Erdbeben in Italien "Es ist, als ob die ganze Stadt zusammengefallen ist"

Rom · In Mittelitalien hat erneut die Erde gebebt. Die Erschütterung war noch stärker als bei den beiden Beben am vergangenen Mittwoch. Besonders hart hat es das historische Städtchen Norcia getroffen. Dort stürzten zwei Kirchen fast vollständig ein.

Erdbeben in Italien: Schwere Schäden in der Region um Perugia
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Schwere Schäden nach neuem Beben in Mittelitalien

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Nur Teile der Basilika San Benedetto aus dem 14. Jahrhundert sowie der Kathedrale Santa Maria Argentea seien stehengeblieben, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. Norcia ist eine bekannte mittelalterliche Stadt in Umbrien. In ihrer Nähe soll das Zentrum des Bebens mit einer Stärke um die 6,5 gelegen haben.

Dem italienischen Zivilschutz sind nach dem schweren Erdbeben am Sonntagmorgen in Mittelitalien zunächst keine Berichte über Todesopfer bekanntgeworden. Einige Dutzend Menschen seien verletzt worden. Unter ihnen sei auch ein Mensch mit schwereren Verletzungen, sagte Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio laut Nachrichtenagentur Ansa am Sonntagvormittag in einer ersten Bilanz. Die Verletzten würden mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht. Viele Straßen seien blockiert.

In der Stadt Tolentino bei Macerata wurde drei Menschen lebend aus den Trümmern geborgen. Sie hätten unter Schutt gelegen, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa am Sonntagmorgen unter Berufung auf den Zivilschutz.

Der Präsident der Region Marken, Luca Ceriscioli, befürchtet nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien Zehntausende Obdachlose. Die Zahl derjenigen, die Hilfe benötigten, könne auch auf bis zu Hunderttausend steigen, sagte Ceriscioli laut Ansa. Nach Informationen des Zivilschutzes sind rund 15.000 Menschen ohne Strom.

Italien - Die Nacht nach dem Beben vom 27. Oktober
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Stärke von 6,6

Das Beben ereignete sich am Sonntag gegen 7.40 Uhr und hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,6. Das Epizentrum lag demnach sechs Kilometer nördlich von Norcia, die Erschütterungen waren noch in Rom, Venedig und Florenz zu spüren.

Das Beben vom Sonntagmorgen suchte auch die Städte Castelsantangelo, Preci und Visso heim, die von den Beben am Mittwoch besonders getroffen worden waren. Die meisten Einwohner hatten ihre Wohnungen bereits nach den vorausgegangenen Erdbeben verlassen, sie übernachteten in ihren Autos oder an der Küste.

"Ich habe gesehen, wie sich die Hölle auftat"

"Alles ist zusammengebrochen", sagte der Bürgermeister des Bergdorfes Ussita, Marco Rinalid. "Ich habe im Auto geschlafen, ich habe gesehen, wie sich die Hölle auftat."

In Rom wurden vorübergehend die zwei zentralen Metrolinien A und B gestoppt. Es gebe technische Überprüfungen nach dem Beben, war auf der Internetseite der Verkehrsgesellschaft Atac zu lesen. Den Angaben zufolge gab es auch Verzögerungen im Zugverkehr.

Das mehrere Sekunden dauernde Beben war deutlich stärker als die beiden Erdstöße, die sich vor vier Tagen in Mittelitalien ereignet hatten.

Zwei kurz aufeinanderfolgende Erdbeben hatten am Mittwochabend die Region Marken erschüttert, das Epizentrum lag nahe der Ortschaft Visso. Das erste Beben hatte eine Stärke von 5,5, das zweite war mit 6,1 deutlich stärker. Nach Angaben der Behörden gab es keine Schwerverletzten oder Tote - vermutlich, weil gleich nach dem ersten Beben viele Menschen ins Freie gelaufen waren.

Bei einem Erdbeben am 24. August, das sich etwa 60 Kilometer weiter südlich rund um die Ortschaft Amatrice ereignet hatte, waren dagegen fast 300 Menschen ums Leben gekommen.

(jco/dpa)
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