Klebrig-süßes Erfolgsrezept New Yorker Erdnussbutter-Café wird zum Hit

New York · Erdnussbutter mit sauren Gurken? Oder mit Speck, Banane und Honig? Klingt gewöhnungsbedürftig? Aber nicht für Amerikaner. Die lieben ihre Erdnuss-Creme in allen Varianten. Ein Laden in New York hat aus dem Erdnussbutter-Exzess ein Erfolgskonzept gemacht.

 Erdnussbutter-Sandwich "The Elvis" mit Möhrchen und Kartoffelchips - wie bei Mutti. Zumindest in den USA.

Erdnussbutter-Sandwich "The Elvis" mit Möhrchen und Kartoffelchips - wie bei Mutti. Zumindest in den USA.

Foto: dpa, Yasmin Wolkow

Erdnussbutter gehört in den amerikanischen Vorratsschrank wie Schwarzbrot in den deutschen Brotkasten. Fast täglich habe sie die hellbraune Creme als Kind gegessen, erzählt Alona Kiss aus Florida. "Ein Toastbrot mit Erdnussbutter und Marmelade versetzt mich noch heute jedes Mal in meine Kindheit zurück", sagt die 17-Jährige. "Der Geschmack ist einfach göttlich!" Gemeinsam mit ihrer Freundin Serena ist Alona in New York zu Besuch und zielgerichtet haben die beiden den "Peanutbutter & Co. Sandwich Shop" angesteuert - eine Pilgerstätte der Erdnussbutter-Fans.

Neben klassischen Kombinationen wie "PB&J" ("Peanutbutter & Jelly"; Erdnussbutter und Marmelade) bietet der Laden im Trend-Bezirk Greenwich Village auch ausgefallene Sandwiches wie "Pregnant Lady" (Erdnussbutter und saure Gurken) oder "The Elvis" (Erdnussbutter mit Bananen, Honig und Speck). Was zunächst gewöhnungsbedürftig klingt, verkaufe sich bestens, versichert der Inhaber Lee Zalben. "The Elvis" sei sogar sein Bestseller. Und tatsächlich kämen viele schwangere Frauen nur für das Saure-Gurken-Sandwich.

1998 gründete der 39-Jährige den Laden mit den pastellgelben und mit alten Erdnussbutter-Werbeplakaten geschmückten Wänden und den Regalen mit leeren Erdnussbutter-Gläsern. Inzwischen kann er davon leben und hat jeden Tag gut zu tun. In einem Beitrag des Travel Channel, der sich dem "Peanutbutter & Co." widmete, erzählt Zalben dass er täglich 40 Leibe Brot und 60 Pfund Erdnussbutter für etwa 400 Sandwiches verbraucht. Der Laden hat mittlerweile sogar seine eigenen Erdnussbutter-Produkte in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen.

"PB&J" ist das Mittagessen der US-Schüler

An einem Holztisch sitzen Veruschka Bordoni und ihr Freund Enrico Chionna auf blauen Stühlen und studieren die Speisekarte. Schließlich entscheiden sich die italienischen Touristen, die den Laden in ihrem Reiseführer entdeckt haben, für zwei Vanille-Milchshakes, das "White Chocolate Wonderful" (Erdnussbutter mit dem Geschmack von weißer Schokolade, Aprikosenmarmelade und geraspelte Mandeln) und das nach dem US-Komiker benannte "Jerry Seinfield Comedy Special" (getoasteter Bagel mit Erdnussbutter, Zimt und Honig).

"Erdnussbutter wird in Italien kaum verkauft", erzählt die 21-jährige Mailänderin. "Ich mochte sie aber schon immer", sagt ihr 23 Jahre alter Freund und beißt in sein Sandwich. "Es ist das erste Mal, dass ich in den USA Erdnussbutter esse." Wenige Minuten später sind die beiden dreieckigen Toast-Hälften und der Bagel verschwunden, nachgespült wird mit einem Schluck Vanille-Milchshake.

Auch Laden-Eigentümer Zalben selbst war schon immer ein großer Fan von Erdnussbutter. ""PB&J" ist das Mittagessen jedes amerikanischen Schülers. Es ist einfach, schnell zubereitet und braucht keine ausgefallenen Zutaten." Während des Studiums habe er dann mit verschiedenen Sandwich-Kombinationen herumprobiert, erzählt Zalben. "Und dann kam mir die Idee: Wenn das so gut schmeckt, dann müsste doch auch ein Laden funktionieren, der Erdnussbutter verkauft." Sein Shop solle die Amerikaner an ihre Kindheit erinnern.

Viel Protein für wenig Geld

Aber warum mögen gerade die Amerikaner die anderswo verschmähte Erdnussbutter so gerne? Weil sie seit Jahrzehnten daran gewöhnt seien, sagt Zalben. Erdnussbutter war - auch in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten - immer verfügbar und stillte Hunger und Proteinbedarf für wenig Geld. "Als die Väter das nach dem Zweiten Weltkrieg zu Hause gegessen haben, wollten ihre Kinder dasselbe. So ist das "PB&J" in den 1940er und 50er Jahren berühmt geworden."

Jeder Amerikaner kauft nach Angaben des Verbands der US-Erdnussbauern jährlich etwa drei Kilogramm Erdnussbutter und andere Erdnuss-Produkte. Bis zu seinem Schulabschluss isst jedes amerikanische Kind etwa 1500 "PB&Js". Im Supermarkt können Kunden traditionell zwischen Erdnussbutter in "creamy" (cremig) oder "crunchy" (mit Erdnuss-Stückchen) wählen, aber längst gibt es auch Sorten mit Honig-, Schokoladen- oder Chili-Geschmack. In Deutschland und vielen anderen Ländern hat sich Erdnussbutter dagegen nie richtig gegen andere Brotaufstriche durchsetzen können.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, der findet in Lee Zalbens Laden vom Kochbuch bis zur Erdnussbutter in allen denkbaren Sorten die richtigen Zutaten, um sich die Brote auch zu Hause schmieren zu können. Obwohl er seit Jahren tagtäglich von Erdnussbutter umgeben ist, hat Zalben die hellbraune Creme noch lange nicht satt. "Ich habe immer Erdnussbutter im Schrank und esse sie täglich." Gerne verrät der Erdnussbutter-Experte auch sein persönliches und hundertfach ausprobiertes Lieblings-Sandwich: "Toastbrot mit Zimt-Erdnussbutter, Apfelscheiben und Frischkäse."

(dpa/jre)
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