In drei Wochen am Flughafen Schiphol Niederlande führen Nacktscanner ein

Den Haag (RPO). Nach dem vereitelten Anschlag auf ein US-Flugzeug wollen die Niederlande am Amsterdamer Flughafen Schiphol künftig alle USA-Reisenden mit Nacktscannern kontrollieren. Auch in Deutschland wird für diese Sicherheitsmaßnahme plädiert.

Nackt-Scanner - eine umstrittene Technologie
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Foto: AFP

Wie Innenministerin Guusje ter Horst am Mittwoch in Den Haag sagte, soll die umstrittene Durchleuchtung bereits innerhalb von drei Wochen routinemäßig bei allen Flügen in die USA zum Einsatz kommen. Um die "Sicherheit der Passagiere deutlich zu verbessern", sollten vorerst alle verfügbaren Geräte für US-Flüge eingesetzt werden. Die Scanner werden demnach aber zunächst mit einer neuen Software ausgestattet, um automatische Kontrollen ohne den Einsatz von Personal zu ermöglichen.

Der Anschlagsversuch am ersten Weihnachtstag sei "ziemlich professionell" vorbereitet, letztendlich aber "laienhaft" ausgeführt worden, sagte die Ministerin unter Berufung auf erste Ergebnisse einer Untersuchung der niederländischen Behörden. Dem 23-jährigen Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab war es am Freitag vergangener Woche in Amsterdam gelungen, den Sprengstoff PETN an Bord eines US-Flugzeugs zu schmuggeln.

Von den Metalldetektoren in Schiphol war das Pulver nicht entdeckt worden. Beim Landeanflug auf Detroit versuchte Abdulmutallab, die Maschine in die Luft zu sprengen. Er wurde jedoch von anderen Passagieren überwältigt. Nach dem gescheiterten Attentat ist auch in Deutschland die Diskussion um den Einsatz von Nacktscannern neu entbrannt.

Intimsphäre der Passagiere wahren

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere plädiert nach dem versuchten Anschlag auf einen Transatlantikflug grundsätzlich für Nacktscanner an deutschen Flughäfen. Voraussetzung sei allerdings, dass der Einsatz der Geräte wirksam und gesundheitlich unbedenklich sei und die Intimsphäre der Passagiere gewahrt werde, sagte der CDU-Politiker der "Süddeutschen Zeitung".

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mahnte, der Eingriff in die Persönlichkeitsrechte müsse so gering wie möglich ausfallen und im Verhältnis zum tatsächlichen Gewinn an Sicherheit angemessen sein.

Die neue Entwicklung bei Nacktscannern gehe dahin, die "körperlichen Strukturen so zu verunklaren, dass man den Körper nur noch als eine Art Strichmännchen sieht, aber etwa verbotene Gegenstände konkret erkennt", sagte de Maiziere.

Sollte dies gelingen, wäre es ein großer Fortschritt. Ein solches Gerät könne mit Blick auf die Intimsphäre sogar Vorteile bringen, da das Abtasten entfalle. "Das Abtasten des ganzen Körpers ist ja auch nicht etwas, was als besonders angenehm empfunden wird - und es dauert auch", erklärte der Minister.

Ein Alleingang Deutschlands bei der Einführung der neuen Technik ist nach seinen Worten allerdings nicht möglich. Dafür sei eine Änderung der Regelungen zur Luftsicherheit in der Europäischen Union (EU) nötig. "Die Kommission, das Europäische Parlament und die Mitgliedsstaaten müssen sich einig sein", sagte de Maiziere.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Metalldetektoren sollen Nacktscanner auch feste und flüssige Sprengstoffe, Keramikmesser und andere nicht-metallische Gegenstände entdecken. Derzeit werden die Geräte allerdings noch nicht an deutschen Flughäfen eingesetzt, sondern lediglich von der Bundespolizei im Labor getestet.

Bisher können diese Nacktscanner Sprengstoff jedoch nach Aussage des Innenministeriums nicht sicher genug erkennen. Auch die Geschwindigkeit der Kontrollen lasse zu wünschen übrig.

(AFP/Reuters)
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