CBS will Grammy-Show leicht zeitversetzt ausstrahlen "Nipplegate" erschüttert die tugendhaften USA

Los Angeles (rpo). Sobald es in den USA zu einem handfesten Skandal kommt, ist der Namensbestandteil "Gate" Pflicht. Folgerichtig haben die Amerikaner seit dem freigelegten Busen von Frau Jackson also ihr "Nipplegate". Die Wellen in dem ach so tugendhaften Land schlagen hoch. Gehören Live-Übertragungen von Show-Events bald der Vergangenheit an?

Nipplegate beim Super Bowl 2004 mit Janet Jackson und Justin Timberlake
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"Nipplegate": Wie ein Busen Amerika schockierte

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Auch Tage nach der überraschenden Entblößung von Janets Brust durch ihren Sängerkollegen Justin Timberlake in der Halbzeitpause des "Super Bowl" flimmert der skandalumwitterte Auftritt weiter in Endlosschleifen über die Fernsehschirme - über Jacksons rechter Brust ist das Bild anstandshalber getrübt.

Auch wenn sich die beiden Stars für den Patzer entschuldigt haben, schlagen die Wellen der Empörung weiter hoch. Von Seiten des Millionenpublikums hagelte es Beschwerden, und Sponsoren wollen Garantien, dass "so etwas" nicht noch einmal passiert.

Ungetrübter Blick auf die Brust tabu

Ein ungetrübter Blick auf die Brust oder gar die Brustwarze einer Frau ist in den USA tabu. Während Werbung in Europa die Aufmerksamkeit der Betrachter regelmäßig mit nackten Tatsachen auf sich zieht, ist dies in den Vereinigten Staaten unüblich. In amerikanischen Unterwäschekatalogen werden sogar die Abbildungen transparenter Dessous retuschiert, damit hinter der Spitze keine Brustwarze aufblitzt.

Wohl deshalb konnte der Anblick eines nackten Busens mit Metallschmuck an der Brustwarze so viele Football-Fans schockieren - obwohl die äußerst aufreizende Tanzeinlage von Justin Timberlake und Janet Jackson in erotischer Hinsicht deutlich prickelnder war als die nackten Tatsachen.

Hinzu kommt, dass das Finale des "Super Bowl" traditionell von Millionen Familien als Riesenereignis vor dem heimischen Fernseher gefeiert wird. Angesichts des verstörten Millionenpublikums brach bei Pepsi Cola, dem traditionellen Sponsor des Sportevents, Besorgnis aus: Jacksons nackte Brust nahm die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vollkommen in Beschlag, das hatte die Werbeabteilung des Getränkeherstellers nicht einkalkuliert. Nun verlangt Pepsi Garantien, dass sich so etwas wie der "Brustwarzenskandal" nicht wiederholt. Sonst sei Schluss mit dem Sponsoring, wird gedroht.

"Ich wollte nicht so weit gehen"

Janet Jackson gab sich zerknirscht: "Ich wollte nicht so weit gehen", entschuldigte sie sich bei "allen, die beleidigt wurden". Auch Timberlake bedauerte den "Garderoben-Fehler". Eigentlich habe ein roter Spitzenbüstenhalter aufblitzen sollen, als er während der Tanzeinlage die rechte Seite von Jacksons Lederbustier abriss.

Timberlakes Entschuldigung wirkte wenig glaubwürdig, zumal er die Angelegenheit wenige Stunden später in einer Prominentensendung ins Lächerliche zog: "Kommt Jungs, Ihr wisst genau, dass wir euch liebend gern Gesprächsstoff liefern", sagte der Ex-Freund von Sängerin Britney Spears mit anzüglichem Grinsen.

Der republikanische Abgeordnete Fred Upton aus dem Bundesstaat Michigan bezeichnete die Entschuldigungen denn auch als "dünn". Der Politiker tritt schon länger für höhere Bußgelder bei Missachtung der "Anstandsregeln" im Fernsehen ein.

Der Fernsehsender CBS, der das skandalumwitterte Footballspiel übertrug, leitete nach zahlreichen Beschwerden von Zuschauern und der Bundesaufsichtsbehörde eine Untersuchung des "vulgären und bedauerlichen" Vorfalls ein.

Übertragung um fünf Sekunden verzögern

Bei der Grammy-Verleihung am kommenden Sonntag will der Sender nun auf Nummer sicher gehen. Um ähnliche Überraschungen wie die in der Halbzeitpause des "Super Bowl" zu verhindern, wird die Vergabe der wichtigsten US-Musikpreise diesmal nicht live übertragen sondern leicht zeitversetzt. Ein neu entwickeltes Softwareprogramm soll die Ausstrahlung um fünf Sekunden verzögern

Die beiden Hauptakteure von "Nipplegate" nehmen trotz allem an der Preisverleihung teil. Jackson soll eine Laudatio halten, Timberlake ist für das beste Album ("Justified") und die beste Singleauskopplung ("Where is the love") nominiert und wird live auftreten.

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