Journalisten in Nordkorea Eine Reise von Kim Jong Uns Gnaden

Lake Chon · Ausländische Journalisten werden in Nordkorea streng kontrolliert. Der AP-Korrespondent Eric Talmadge und Fotograf David Guttenfelder durften im Sommer eine einwöchige Tour durch das Land machen. Talmadge schildert seine Eindrücke.

Ein Roadtrip durch Nordkorea
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Foto: ap

Ausländische Journalisten werden in Nordkorea streng kontrolliert. Der AP-Korrespondent Eric Talmadge und Fotograf David Guttenfelder durften im Sommer eine einwöchige Tour durch das Land machen.
Talmadge schildert seine Eindrücke.

Wenn sich Nordkorea offen und gastfreundlich zeigt, hat das normalerweise einen Grund - gerade wenn es sich, wie bei uns, um zwei amerikanische Journalisten handelt. Erlaubt wurde uns eine Tour zum Mount Paektu, der im Grenzgebiet zwischen China und Nordkorea liegt. Pjöngjang ist derzeit auf der Suche nach Investoren, um die Tourismusindustrie voranzutreiben. Mount Paektu mit dem tiefblauen Kratersee Lake Chon ist eines der Urlaubsziele, die das Land besonders herausstellen möchte.

Der einfachste Weg dorthin wäre ein Flug. Doch wir erhalten die Genehmigung, mit dem Auto zu fahren. Das bedeutet, dass wir durch Gegenden kommen, die nur wenige Nordkoreaner, geschweige denn ausländische Journalisten gesehen haben.

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Foto: dpa, uw

Während der einwöchigen Fahrt legen wir ingesamt 2150 Kilometer zurück - in einem Land, das nur ein Straßennetz von knapp 25.000 Kilometer hat, von denen gerade einmal 724 Kilometer asphaltiert sind. Bei der Rückkehr hat unser SUV chinesischer Bauart einige Schrammen mehr und eine Radkappe weniger.

Der Aufpasser ist immer dabei

Natürlich findet unsere Reise zu nordkoreanischen Bedingungen statt. Ein Aufpasser begleitet uns die ganze Zeit. Wir dürfen keine Fotos machen von Wachposten oder militärischen Einrichtungen, wir dürfen auch nicht mit Menschen reden, denen wir begegnen. Unsere Route wird vorher festgelegt, Abweichungen sind kaum möglich. Und es ist für uns keine Überraschung, dass die Fahrt weder an Gefangenenlagern noch an Atomanlagen vorbeiführt.

US-Bürger Matthew Miller erzählt aus dem Straflager in Nordkorea
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Aber die Landschaft spricht für sich selbst. Mount Paektu ist von einzigartiger Schönheit und hat darüber hinaus eine große Bedeutung für die Nordkoreaner: Der Berg gilt als Ausgangspunkt der Revolution in den 1940er Jahren; es heißt, dass Staatsgründer Kim Il Sung von hier aus den Unabhängigkeitskampf gegen Japan geführt hat. Führer in Trachten erzählen die Legende der Kämpfe Kims.

Als wir Pjöngjang verließen, hatte man uns, halb im Spaß, davor gewarnt, uns im Gebiet um den Mount Paektu zu verirren. "Wenn ihr auf chinesisches Gebiet gelangt, werdet ihr erschossen", sagte man uns.
Tatsächlich war vor einigen Jahren etwas Ähnliches passiert: Eine südkoreanische Touristin wich von dem vorgegebenen Weg ab und wurde von einem nordkoreanischen Sicherheitsbeamten erschossen.

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Foto: ap

Bei uns ereignete sich nichts derart Dramatisches. Nach viertägiger Autofahrt verbrachten wir die Nacht vor dem Aufstieg in einer Unterkunft unterhalb des Gipfels. In aller Frühe brachen wir auf, es war stockdunkel und regnete in Strömen. Unser Fahrer wartete bereits im Wagen.

Schwarzes Loch auf der Landkarte

Viele Menschen sind überrascht, wenn sie in der Nacht aufgenommene Satellitenbilder von Nordostasien sehen: Nordkorea stellt sich als ein schwarzes Loch dar, während rundherum alles hell erleuchtet ist. Diese absolute Dunkelheit ist nirgendwo so deutlich zu spüren wie im Hinterland Nordkoreas. Hier erlebt man am eigenen Leib, dass es ein "Terra incognita", ein unbekanntes Land ist.

Wir fuhren der Morgendämmerung entgegen, als uns zwei bewaffnete Soldaten anhielten. Unser "Aufpasser" musste austeigen. Der Regen wurde immer heftiger. Einer der Soldaten blickte uns durch die Autoscheibe an. Schließlich ein Nicken, der Aufpasser stieg wieder ein. Wir hatten uns tatsächlich verfahren.

Es ist uns nichts passiert, die Soldaten winkten uns nach, als wir weiterfuhren. Bis zum Parkplatz am Kratersee begegnete uns kein Auto. Aber kaum ausgestiegen, sahen wir eine Gruppe Chinesen, die bei Schnee und Wind frierend darauf warteten, zum Lake Chon gebracht zu werden.

(ap)
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