Nach Tod von Teenager Notstand für Ferguson ausgerufen

Ferguson · Da er neue Unruhen in Ferguson befürchtet, hat der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, den Notstand verhängt und die Nationalgarde mobilisiert. Die militärische Reserve soll alles bewachen, was bei Ausschreitungen angezündet oder geplündert werden könnte: Shopping-Malls, Tankstellen oder Regierungsgebäude.

US-Polizei nutzt militärisches Gerät in Ferguson
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Es ist eine Entscheidung, an der sich die Geister scheiden. Francis Slay etwa, der Bürgermeister von St. Louis, spricht zustimmend von angemessener Vorsicht. Ähnlich sieht es das FBI, das Polizeireviere im ganzen Land auf Angriffe "extremistischer Protestler" einstellt für den Fall, dass der Polizist Darren Wilson, der am 9. August den schwarzen Teenager Michael Brown erschoss, nicht vor Gericht gestellt wird.

Die Leute dürften bewaffnet sein, sie könnten Gasmasken und kugelsichere Westen tragen, heißt es in einem von der "Washington Post" zitierten Rundschreiben, dessen Tenor klingt wie die Warnung vor einem Bürgerkrieg. Andererseits sehen lokale Abgeordnete in Nixons Schritt eine unnötige Provokation, die fatale Militarisierung eines Polizeieinsatzes, wie sie bereits im Sommer zusätzlich Öl ins Feuer goss. Die Gardisten rücken in gepanzerten Geländewagen an, viele haben im Irak und in Afghanistan gekämpft, sie unterscheiden sich nur nominell von aktiven Soldaten. "Eine militärische Präsenz in meiner Stadt bedeutet ein historisches Versagen der Zivilregierung", sagt denn auch der Afroamerikaner Antonio French, einer der Stadträte von St. Louis. Maria Chappelle-Nadal, die Ferguson im Senat Missouris vertritt, schrieb sogar einen offenen Brief an Barack Obama, um den US-Präsidenten zu bitten, selber das Kommando über die Einsatzkräfte zu übernehmen. Sie rechne mit "potenziell tragischen Konsequenzen", sollte die Nationalgarde allein auf Order des Gouverneurs handeln.

Ferguson rechnet mit dem Schlimmsten, was schon die Sperrholzplatten vor den Ladenschaufenstern verraten. Praktisch täglich erwartet man eine Entscheidung jener Grand Jury, die zu beurteilen hat, ob genügend Beweise vorliegen, um gegen Wilson Anklage zu erheben.

Dass die zwölf Geschworenen bereits seit drei Monaten tagen, dazu strikt unter Ausschluss der Öffentlichkeit, hat die Nervosität noch verstärkt. Was bruchstückhaft durchgesickert ist, lässt nicht unbedingt darauf schließen, dass der Beamte demnächst vor einem Richter erscheint. Vielmehr könnte die Jury der Polizeiversion folgen, wonach er aus Notwehr schoss, nachdem er von Brown attackiert worden war.

(RP)
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