Amoklauf in Aurora Obama will mit Opfer-Familien sprechen

Denver · Er wollte jeden töten, der sein Apartment betritt, sagt die Polizei. Der mutmaßliche Kino-Killer von Colorado präparierte seine Wohnung mit Sprengfallen. Die Motive des Mannes bleiben ein Rätsel - es handelt sich um einen gescheiterten Studenten.

 US-Präsident Barack Obama macht sich auf den Weg nach Denver.

US-Präsident Barack Obama macht sich auf den Weg nach Denver.

Foto: dapd, Susan Walsh

Der mutmaßliche Amokschütze von Colorado hat über Monate Waffen und Munition gesammelt und das Blutbad in einem Kino vermutlich von langer Hand geplant. Seine Wohnung verwandelte er nach Worten der Polizei mit Sprengstoff in eine Todesfalle. Am Sonntag (deutsche Zeit: früher Montagmorgen) wollte US-Präsident Barack Obama in Aurora, dem Ort des Verbrechens, mit Familien der Opfer sprechen. Zudem waren weitere Andachten geplant. Der Amoklauf entfachte eine Debatte über die US-Waffengesetze. Die Polizei widersprach Spekulationen, dass der Täter einen Komplizen gehabt habe.

Der 24 Jahre alte James Holmes wird beschuldigt, während der Mitternachtspremiere des neuen Batman-Films "The Dark Knight Rises" in der Nacht zum Freitag wahllos ins Kino-Publikum geschossen zu haben. 12 Menschen starben, 58 wurden verletzt. Nach Angaben von CNN lagen 26 Verletzte auch am Sonntag noch in Krankenhäusern.

Unklar blieben die Motive für die Tat. Medienberichten zufolge war Holmes ein begabter Student der Neurowissenschaft - der aber vor kurzem das Studium aufgegeben haben soll. Der 24-Jährige soll am Montag erstmals vor dem Haftrichter erscheinen.

Holmes sei ein "sehr intelligenter Mann", der keine Hilfe von anderen erhalten habe, sagte der Polizeichef von Aurora, Dan Oates, dem TV-Sender CBS. In seiner Wohnung seien auf höchst raffinierte Weise Sprengsätzen installiert worden. "Ich meine, das spricht Bände über seine Intelligenz, seine Überlegungen und seine Kaltblütigkeit".

Nach Berichten der Zeitung "USA Today" war das Wohnzimmer voll mit Feuerwerkskörpern, die so manipuliert waren, dass sie wie Granaten in die Luft gegangen wären. "Dieses Apartment war darauf angelegt, jeden zu töten, der es betritt", sagte Oates. Die Sprengfallen wurden inzwischen beseitigt, die Ermittler untersuchten die Wohnung von Holmes weiter. Die Bewohner der Nachbargebäude, die aus Furcht vor Explosionen die Häuser verlassen mussten, konnten in der Nacht zurückkehren.

Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei war die Tat von langer Hand geplant. Darauf deute die Tatsache hin, dass der mutmaßliche Todesschütze offensichtlich über Monate hinweg Sprengstoff und Chemikalien per Versandhandel bestellt habe.

In den vergangenen Wochen hatte Holmes zwei Gewehre und zwei Pistolen, die er bei der Tat verwendet haben soll, legal erworben. Der 24-Jährige war nicht vorbestraft. In den USA hat der Amoklauf die Diskussion um die Waffengesetze neu entfacht. Die Chancen auf eine Einschränkung des Waffenkaufs gelten aber als gering. Die Waffenlobby in den USA ist mächtig - auch Obama hat bisher keine entsprechende Initiative ergriffen.

Der mutmaßliche Amokschütze hatte nach Polizeiangaben während der Premiere des Batman-Films in dem gut besuchten Kino erst zwei Tränengasgranaten gezündet. Dann habe er das Feuer eröffnet. Er habe von Kopf bis Fuß kugelsichere Kleidung getragen - und eine Gasmaske.

Medienberichten zufolge hatte er sich die Haar rot gefärbt, wie der Batman-Bösewicht "Der Joker". Viele Kinobesucher dachten zunächst, dass die Schüsse zum Film gehörten oder es sich um ein Feuerwerk handele.

Der aus San Diego (Kalifornien) stammende Holmes, der bei seiner Festnahme kurz nach der Tat keinen Widerstand leistete, war mit einem Doktorandenstipendium nach Aurora gekommen. Doch im Frühjahr habe er ohne genaue Angabe von Gründen das Handtuch geworfen, berichtete die "New York Times". Andere Studenten hätten ihn als einen netten, aber zurückhaltenden Einzelgänger beschrieben.

Bereits am Freitagabend hatten sich zahlreiche Menschen vor dem Kino in Aurora versammelt, Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Nach dem Blutbad wurden die Sicherheitsmaßnahmen in US-Kinos verstärkt. Auch in Deutschland wurden weitere Vorsichtsmaßnahmen erwartet.

(dpa)
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