Rettungsaktion stundenlang unterbrochen Öl im Golf sprudelt weiter

Houston (RPO). Aus dem Ölbohrloch im Golf von Mexiko sprudelt weiter Öl. BP pumpt nach einer mehrstündigen Pause wieder Schlamm hinein, um es abzudichten. Ohne US-Präsident Barack Obama davon zu unterrichten hatte die Firma die Abdichtung des Bohrloches unterbrochen. Durch die mehrstündige Pause sollte festgestellt werden, ob bereits Erfolge im Kampf gegen das austretende Öl zu verzeichnen sind. Laut Wissenschaftlern tritt aus dem Loch doppelt so viel Öl aus, wie angenommen - bis zu 148 Millionen Liter bisher.

Bilder aus dem All: Die Ölpest 2011 im Golf von Mexiko
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Nach einer vorübergehenden Unterbrechung wurde die Operation "Top Kill" am Donnerstagabend (Ortszeit) fortgesetzt. Mit großem Druck wurde wieder Schlamm in das Leck am Meeresboden gepumpt. Es sollt zunächst festgestellt werden, ob das Verfahren erfolgreich ist. Außerdem musste neues Material herangeschafft werden.

BP-Manager Doug Suttles sagte, er sei nicht überrascht, dass das Vorhaben länger dauere als erwartet. Der Ölkonzern kann möglicherweise erst am Wochenende sagen, ob der jüngste Versuch zur Abdichtung des offenen Bohrlochs im Golf von Mexiko erfolgreich gewesen ist.

Die Operation "Top Kill" verlaufe wie geplant, erklärte BP. Zugleich räumte der Konzern aber ein, dass Bohrschlamm aus der undichten Leitung in 1.500 Metern Tiefe ausgetreten sei. Dies sei zwar "nicht ideal", weise aber nicht zwangsläufig auf ein Problem hin, sagte BP-Sprecher Tom Mueller.

Ölpest kostete BP schon fast eine Milliarde Dollar

Die Ölpest im Golf von Mexiko hat den britischen Energiekonzern BP bislang schon fast eine Milliarde Dollar gekostet. Die Kosten beliefen sich bis jetzt auf 930 Millionen Dollar (759 Millionen Euro), erklärte das Unternehmen am Freitag in London. In der Summe enthalten seien die Kosten für den Schutz der Küsten vor dem austretenden Öl, für die Reinigung und die Versuche, das lecke Ölbohrloch abzudichten sowie Entschädigungszahlungen. Noch sei es "zu früh" zu sagen, welche Gesamtkosten die Explosion der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" vor gut einem Monat verursachen werde.

Präsident Obama zu gutgläubig

Aus dem defekten Bohrloch fließt nach neuesten Angaben von US-Wissenschaftlern mindestens doppelt so viel Öl wie bislang angenommen. Demnach traten seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April zwischen 64 und 148 Millionen Liter Rohöl aus.

US-Präsident Barack Obama gestand angesichts der Umweltkatastrophe ein, zu gutgläubig gegenüber der Ölindustrie gewesen zu sein. "Es war ein Fehler von mir zu glauben, die Ölkonzerne wüssten, was im Fall der Fälle zu tun sei", sagte der Präsident am Donnerstag während einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Ich habe mich geirrt." Der Ölkonzern BP kann möglicherweise erst am Wochenende sagen, ob der jüngste Versuch zur Abdichtung des offenen Bohrlochs im Golf von Mexiko erfolgreich gewesen ist. Nach einer vorübergehenden Unterbrechung wurde die Operation "Top Kill" fortgesetzt. Mit großem Druck wurde wieder Schlamm in das Leck am Meeresboden gepumpt.

Techniker unsicher über Erfolg

Am Mittwoch hatte BP mit dem Versuch begonnen, das Bohrloch in 1,6 Kilometern Tiefe im Golf von Mexiko mit Dichtungsschlamm und Zement zu abzudichten. Zehn Stunden sei das Gemisch in das Bohrloch gepumpt worden, sagte BP-Manager Doug Suttles.

Die Techniker von BP seien geteilter Meinung, was den Erfolg der Aktion angehe. Bislang sei aber nichts schiefgegangen. Es könne durchaus sein, dass das inzwischen wieder aufgenommen Pumpen erneut unterbrochen werde, um den Druck aus dem Bohrloch zu überprüfen, der Aufschluss über Erfolg oder Fehlschlag gebe.

US-Regierung stoppt Erkundungsbohrungen

Wegen der Ölpest hat die US-Regierung einen vorübergehenden Stopp von Erkundungsbohrungen in tiefen Gewässern angeordnet. Die betroffenen 33 Bohrinseln müssten bei der nächsten sicheren Gelegenheit die Arbeit einstellen und neue Sicherheitsmaßnahmen umsetzen, erklärte Innenminister Ken Salazar am Donnerstag. Bestehende Förderanlagen fallen nicht unter die Anordnung. Betroffen wären unter anderem Unternehmen wie Royal Dutch Shell oder Apache.

Die Anordnung gehört zu einer Reihe von Maßnahmen, mit der die Regierung von Präsident Barack Obama auf die Ölpest reagiert. Nach einer Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" läuft seit fünf Wochen Öl ins Meer. Der Betreiber BP bemüht sich, das Leck in 1,6 Kilometern Tiefe zu schließen.

Ölproduktion in Alaska gedrosselt

Wegen der anhaltenden Unterbrechung der Trans-Alaska-Pipeline haben die Produzenten im Norden des US-Bundesstaates ihre Förderung deutlich gedrosselt. Eine Sprecherin des Leitungsbetreibers Alyeska Pipeline Service sagte am Donnerstag, der Ölfluss sei auf acht Prozent des üblichen Wertes zurückgefahren worden. Damit werde sichergestellt, dass die Lager am Ursprung der Pipeline in Prudhoe Bay bis Freitagmittag noch Platz böten.

Die etwa 1300 Kilometer lange Leitung ist seit einem Stromausfall am Dienstag unterbrochen. Sie liefert Öl von der Prudhoe Bay im Norden Alaskas zu dem Verladehafen Valdez. Alyeska gehört den drei größten Produzenten im Norden, BP, ConocoPhillipsund Exxon Mobil.

(RTR/awei)
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