Ölpest im Golf von Mexiko Özdemir ruft indirekt zu BP-Boykott auf

Hamburg (RPO). Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, fordert wegen der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko indirekt einen Boykott des Ölkonzerns BP. Die US-Küstenwache weist indes darauf hin, dass man bei der Bekämpfung der Ölpest auf BP angewiesen sei.

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"Es liegt in der Hand der Verbraucher, ihrem Unmut über das unverantwortliche Handeln von BP durch bewusstes Kaufverhalten Luft zu machen", sagte er dem "Hamburger Abendblatt".

BP habe in erster Linie versucht, Desinformation zu betreiben, und gegenüber der Öffentlichkeit so getan, als ob es sich um einen kleinen Unfall auf dem eigenen Betriebsgelände handele.

"Im Interesse der Allgemeinheit"

Außerdem hält Özdemir die Einrichtung einer internationalen Umweltbehörde zur Bewältigung zukünftiger Krisen für notwendig. "Im Interesse der Allgemeinheit und der Abwehr schlimmerer ökologischer und wirtschaftlicher Schäden braucht es einen einsatzbereiten, auf solche Situationen vorbereiteten Krisenstab.

Eine bei der UNO angesiedelte Umweltbehörde könnte dafür der richtige Ort sein", sagte Özdemir. Zudem seien Verbote von Ölbohrungen an ökologisch sensiblen Orten sowie dort, wo ein hohes Unfallrisiko bestehe, notwendig.

Fachwissen und Technik fehlt

Der Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko kann nach Einschätzung der US-Küstenwache ohne den Ölkonzern BP kaum gewonnen werden. Die US-Regierung verfüge weder über das notwendige Fachwissen noch über die erforderliche technische Ausrüstung, um das lecke Bohrloch in 1500 Metern Tiefe zu schließen, sagte der Chef der Küstenwache, Thad Allen, am Montag.

Drohungen von Innenminister Ken Salazar, BP notfalls die Federführung in der Bekämpfung des Unglücks zu nehmen, bezeichnete Allen als "metaphorisch". "Durch wen sollte BP ersetzt werden?", fragte der Behördenchef. Er sei regelmäßig in Kontakt mit BP-Chef Tony Hayward und dieser verstehe sehr wohl was von ihm verlangt werde und handle auch entsprechend.

Erhöhung der Ölsteuer in den USA

Als Reaktion auf die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko bereitet der US-Kongress die Erhöhung der Ölsteuer vor. Nach den Plänen könnte die Abgabe auf 32 Cent pro Barrel steigen, dies wäre eine Vervierfachung. Über einen Zeitraum von zehn Jahren könnten so etwa elf Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) zusammenkommen. Das Geld soll in einen von der Küstenwache verwalteten Fonds fließen, der für die Kosten von Reinigungsaktionen in Wasserwegen aufkommt.

Aktionäre verklagen BP

Die Aktionäre des Energiekonzerns verklagen BP. "Das Deepwater-Desaster hat für BP und seine Tochtergesellschaften finanzielle Konsequenzen, die sich auf Milliarden Dollar belaufen. Diese beinhalten die Haftung für den Schaden an Eigentum, kommerziellen Interessen und an der Tierwelt", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Klageschrift.

Die Katastrophe habe den Marktwert von BP um 40 Milliarden Dollar geschmälert. Das Gerichtsverfahren im US-Bundesstaat Delaware wurde von dem Privatinvestor Robert Freedman und der Verkehrsbetriebsgesellschaft Southeastern Pennsylvania Transportation Authority (SEPTA) angestrengt. BP äußerte sich zunächst nicht zu den Anschuldigungen.

(DDP/csi)
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