Todeskampf in Oklahoma erregt Gemüter Chaos bei verpfuschter Hinrichtung grausiger als vermutet

Oklahoma City · Der 43-minütige Todeskampf eines verurteilten Mörders in Oklahoma erregt weiter die Gemüter. Nun hat der Strafvollzugsdirektor einen drastischen Bericht über die misslungene Hinrichtung von Clayton Lockett vorgelegt.

 Robert Patton, Direktor der Strafvollzugsbehörde des US-Staats Oklahoma, berichtet in einem Report von weiteren Details.

Robert Patton, Direktor der Strafvollzugsbehörde des US-Staats Oklahoma, berichtet in einem Report von weiteren Details.

Foto: ap

Zwei Tage nach der misslungenen Hinrichtung von Clayton Lockett in Oklahoma hat ein Untersuchungsbericht neue Details über die letzten Stunden des verurteilten Mörders enthüllt. 51 Minuten lang hätten Vollzugsbeamte Arme und Füße des Todeskandidaten nach einer Vene abgesucht, jedoch keine geeignete Stelle gefunden, schrieb der Direktor der Strafvollzugsbehörde des US-Staats, Robert Patton, in einem Report an Gouverneurin Mary Fallin. Schließlich sei eine intravenöse Kanüle in Locketts Leistengegend gesteckt worden, doch platzte die Vene. Was folgte, war ein 43-minütiger Todeskampf.

 Die Exekution von Clayton Lockett misslang komplett.

Die Exekution von Clayton Lockett misslang komplett.

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Als Konsequenz daraus forderte Patton eine bessere Überwachung von Hinrichtungen in Oklahoma. Das Weiße Haus hatte zuvor scharfe Kritik an der verpfuschten Exekution geäußert. Zudem dürfte der Fall eine neue Debatte über die Todesstrafe und neue Giftmischungen befeuern.

Bei der Hinrichtung des 38-jährigen Lockett hatten sich am Dienstag in der Haftanstalt in McAlester rund 170 Kilometer von Oklahoma City grausige Szenen abgespielt. Der Todeskandidat versuchte den Kopf zu heben, knirschte mit den Zähnen und krümmte sich auf der Liege. Der Gefängnisdirektor stoppte die Exekution, doch Lockett starb später, offenbar an einer Herzattacke.

Dass die Vene in dessen Leistengegend nach dem Spritzen des ersten Wirkstoffs platzte, sei erst 21 Minuten nach Beginn der Exekution bemerkt worden, hieß es in dem Bericht Pattons. Zu diesem Zeitpunkt sei bereits der ganze Giftcocktail injiziert worden. "Die Medikamente wurden entweder vom Gewebe absorbiert, tropften heraus oder beides", schrieb er. "Der Direktor stellte die folgende Frage: "Wurden genügend Medikamente verabreicht, um den Tod herbeizuführen?" Der Arzt antwortete mit Nein."

Als dieser trotz Verabreichung aller Spritzen noch einen schwachen Herzschlag bei Lockett feststellte, ordnete Patton den Stopp der Exekution an. Zehn Minuten später war Lockett dennoch tot. Laut dem Protokoll bei Hinrichtungen in Oklahoma muss ein medizinisches Team unmittelbar nach einer angeordneten Unterbrechung Nothilfemaßnahmen ergreifen, doch ist nicht klar, ob dies auch passierte.

Beamte setzten einen Elektroschocker ein

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass Lockett an seinem letzten Morgen mit Wächtern rang, die ihn aus der Todeszelle bringen wollten. Die Beamten setzten einen Elektroschocker gegen den Verurteilten ein.

Strafvollzugs-Chef Patton richtete in seinem Bericht eine Reihe von Empfehlungen an Gouverneurin Fallin. Es sei falsch, den Aufsehern der Haftanstalt in McAlester "alle Verantwortung und Entscheidungen" bei Hinrichtungen zu übertragen. Vielmehr obliege dies der oberen Führungsebene und in letzter Instanz dem Direktor des Strafvollzugs, sagte er.

Der Staat Oklahoma müsse überdies eine lückenlose Untersuchung der Exekutionsmethoden ausführen und die Wahrung bewährter Standards sicherstellen. Auch müsste das Personal nach der Ausarbeitung neuer Protokolle gründlich geschult werden. Patton machte sich zudem für eine externe Untersuchung der Hinrichtung Locketts stark. Das würde seinen eigenen Bericht glaubwürdiger machen, schrieb er.

Oklahomas Gouverneurin Mary Fallin hatte unter dem Eindruck des Falls Lockett die Vollstreckung eines weiteren Todesurteils auf Eis gelegt. Der wegen Mordes verurteilte Charles Warner sollte zwei Stunden nach Locketts Tod per Giftspritze sterben, nun soll die Exekution am 13. Mai stattfinden. Allerdings machte sich Patton für eine unbefristete Aussetzung stark.

Fallin zeigte sich dafür offen. Sie sei bereit, die Hinrichtung um 60 Tage zu verschieben, bis die Ermittlungen beendet seien. "Wenn mehr Zeit benötigt wird, dann denke ich, dass sie mehr Zeit bekommen sollten", sagte sie. "Wir müssen das richtig machen."

Erst vergangene Woche hatte das Oberste Gericht von Oklahoma seine eigene Entscheidung zur Aussetzung der Hinrichtungen von Lockett und Warner aufgehoben. Die Todeskandidaten hatten gegen die Geheimhaltung der Herkunft der Gift-Cocktails geklagt.

Die Anwältin von Warner, Madeline Cohen, äußerte nach dem jüngsten Bericht Pattons scharfe Kritik am Staat. Oklahoma habe Informationen über die Ereignisse "in chaotischer Weise" enthüllt. "Sie haben eingeräumt, dass Herr Lockett auf aufdringliche und schmerzhafte Weise getötet wurde - durch eine Infusion in seiner Leistengegend."

(ap)
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