Weitere Festnahmen nach Beil-Attacke in London Opfer war Vater eines zweijährigen Sohnes

London · Eine äußerst brutal geführte Mordattacke gegen einen britischen Soldaten schürt in London Terrorangst. Bei dem Getöteten handelt es sich um den 25 Jahre alten Lee Rigby, Vater eines zweijährigen Sohnes. Zwei weitere Verdächtige werden festgenommen, doch vieles bleibt auch am Tag nach der Tat unklar.

Der brutale Beil-Angriff auf einen Soldaten in London hat in Großbritannien neue Befürchtungen vor Terroranschlägen geweckt. Gegen zwei Verdächtige, darunter ein mutmaßlich zum Islam konvertierter Mann, wurde bereits früher ermittelt, wie die Behörden am Donnerstag mitteilten.

Derweil nahm die Polizei zwei weitere Verdächtige fest. Der Schutz für öffentliche Plätze und Kasernen wurde verstärkt und es gab Razzien an mehreren Orten. Doch mahnte der Bürgermeister von London angesichts des Champions-League-Finales zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am Samstag zur Ruhe.

Zwei Täter hatten am Mittwochnachmittag im Londoner Stadtteil Woolwich unweit der Royal Artillery Barracks den Soldaten mit Messern, einer Machete und einem Fleischerbeil angegriffen und getötet. Die Polizei schoss das Duo am Tatort an und nahm beide fest.

Motiv auch weiterhin unklar

Sie kamen ins Krankenhaus, den Angaben zufolge befanden sie sich in einem stabilen Zustand. In Sicherheitskreisen hieß es, sie hätten schon in der Vergangenheit im Visier von Terrorermittlern gestanden.
In der Grafschaft Lincolnshire und in einem Sozialwohnungskomplex im Vorort Greenwich gab es Durchsuchungen, die mit dem Verbrechen in Zusammenhang gebracht wurden.

Die britische Polizei nahm zwei weitere Verdächtige im Zusammenhang mit der Beil-Attacke fest. Wie Scotland Yard mitteilte, handelt es sich um einen 29 Jahre alten Mann und eine gleichaltrige Frau. Sie werden der Beihilfe zum Mord verdächtigt.

Was genau hinter der Attacke steckt, blieb auch am Donnerstag undurchsichtig. Aus Sicherheitskreisen in London hieß es, es gebe Hinweise auf radikalislamische Motive. Im Fernsehen wurde ein Video gezeigt, in dem offenbar einer der Verdächtigen am Tatort politische Parolen brüllt und über das Sterben von Muslimen klagt.

Premierminister Cameron nannte öffentlich das Stichwort Terrorismus. Großbritannien werde sich von der grausigen Gewalttat nicht einschüchtern lassen und weise "die vergiftete Erzählung von Extremismus zurück, aus der sich diese Gewalt nährt".

"Wir werden die Killer zur Rechenschaft ziehen"

Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson legte jedoch nach dem Treffen des Sicherheitskabinetts nahe, dass es eine Einzeltat sein könnte: "Nach allem, was ich höre, können die Londoner ganz normal ihrem Alltag nachgehen, und wir werden die Killer zur Rechenschaft ziehen."

Bei dem getöteten Soldaten handelte es sich laut Verteidigungsministerium um den 25 Jahre alten Lee Rigby, Vater eines zweijährigen Sohnes. Er gehörte zu dem Zweiten Bataillon des Royal Regiment of Fusiliers, einem Infanterie-Regiment der britischen Streitkräfte. Er trat den Angaben zufolge 2006 der Armee bei und war unter anderem in Afghanistan und Deutschland stationiert.

Britische Medien zeigten das offenbar am Tatort aufgenommene Handy-Video. Darin hält ein Mann ein Fleischerbeil und ein Schlachtermesser in seinen blutverschmierten Händen. Unter anderem fordert er, "die Soldaten zurückzuholen" - ohne genau zu sagen, von wo. Britische Truppen sind derzeit in Afghanistan und Mali. "Wir schwören bei Allah, dem Allmächtigen, dass wir niemals aufhören werden, euch zu bekämpfen", schreit der Mann in dem Video. Auf dem Boden ist ein Körper zu sehen.

Zum Islam konvertierter Christ

Bei dem Mann mit Schlachtermesser soll es sich um Michael Adebolajo, einen zum Islam konvertierten Christen, handeln. Der Mann habe an mehreren Demonstrationen der verbotenen radikalen Gruppe al-Muhadschirun in London teilgenommen, sagte der frühere Chef der Organisation, Andschem Chudari.

Muslimische Gruppen in Großbritannien verurteilten die Attacke und forderten die Polizei auf, die Lage zu beruhigen. Der Rat der Muslime sprach von einem "barbarischen Akt, der keine Grundlage im Islam" habe. Kein Ziel rechtfertige diesen Mord.

Bereits am Mittwochabend demonstrierten rund 50 Männer gegen die Bluttat. Einige trugen die Fahne der rechtsextremen English Defense League, sangen nationalistische Lieder und riefen Obszönitäten über den Koran.

Großbritannien hat in den vergangenen Jahren mehrere Terroranschläge erlebt, der tödlichste war ein Angriff auf den öffentlichen Londoner Nahverkehr 2005 mit 52 Toten.

(ap/csr/jco)
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