US-Student nach Haft in Nordkorea gestorben Alle Fakten, alle Fragen zum Fall Otto Warmbier

Washington · Der US-Student Otto Warmbier starb kurz nach seiner Freilassung aus der Haft in Nordkorea an den Folgen schwerer Gehirnschäden. Werden seine Eltern jemals erfahren, was ihrem Sohn widerfahren ist? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Fall.

Die offizielle Version des Regimes ist, dass der US-Student eine Lebensmittelvergiftung erlitt und nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufwachte. Die Eltern des Amerikaners erfuhren erst eine Woche vor der Rückkehr, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma gelegen hatte. Die Begründung halten sie für nicht glaubwürdig. Im Gegenteil: Sie gehen davon aus, dass ihr Sohn gefoltert wurde. Die Ärzte der Familie wollten nicht über die Hintergründe der Verletzungen spekulieren. Dass Näheres zu den Umständen von Warmbiers Gefangenschaft bekannt wird, gilt wegen der restriktiven Informationspolitik Nordkoreas als unwahrscheinlich.

Sein drittes College-Jahr verbrachte der Student im Rahmen eines Austauschprogramms an einer Universität in China. Als er erfuhr, dass es dort Reiseagenturen gibt, die Trips nach Nordkorea anbieten, entschied sich der als abenteuerlustig geltende Mann für eine Reise in das abgeschottete Land. Seine Eltern hatten keine Einwände. So buchte Warmbier eine fünftägige Tour für Ende Dezember. Kurz vor seiner Rückreise nach China wurde er am 2. Januar 2016 in Pjöngjang verhaftet.

Warmbier war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Das kommunistische Regime in Pjöngjang warf ihm Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vor. Konkret soll er in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen haben, um es zu stehlen.

Er verbrachte anschließend 17 Monate in einem Straflager. Dann erst wurde er in die USA zurückgebracht. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt.

Das Verhältnis zwischen Nordkorea und den USA galt schon vor dem Tod Warmbiers als sehr angespannt. Ein Grund dafür sind zahlreiche Raketentests, die das Regime in jüngster Zeit durchführen ließ. Der Tod des Amerikaners dürfte die ohnehin scharfe Rhetorik noch weiter verschärfen. Offiziell bestehen zwischen den beiden Staaten keinerlei diplomatische Beziehungen.

Die Reaktion des US-Präsidenten fiel dementsprechend harsch aus: Donald Trump bezeichnete die nordkoreanische Regierung nach dem Tod Warmbiers bei einer Veranstaltung im Weißen Haus als "brutales Regime". Er ließ der Familie sein "tiefstes Mitgefühl" übermitteln. John Kasich, der Gouverneur von Warmbiers Heimatstaat Ohio, erklärte, der Tod des 22-Jährigen verdeutliche die "bösartige, unterdrückende" Natur der Verantwortlichen in Pjöngjang. Nordkoreas Umgang mit Warmbier sei gegebenenfalls ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

US-Außenminister Rex Tillerson sagte, seine Gebete seien mit den Eltern Warmbiers. Nordkorea sei verantwortlich für die "ungerechte Inhaftierung", alle anderen, "illegal inhaftierten" Amerikaner in Nordkorea müssten sofort freigelassen werden. Dabei handelt es sich um drei Personen. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, sagte, der Tod des Studenten berühre das Herz der Amerikaner wie kein anderer.

(th/dpa/ap/AFP)
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