Abendmahlmesse im Gefängnis Papst Franziskus wäscht Häftlingen die Füße

Rom · Papst Franziskus hat am Gründonnerstag eine Tradition fortgeführt: An zwölf Häftlingen eines römischen Gefängnisses nahm er die rituelle Fußwaschung vor.

Papst Franziskus wäscht zwölf Häftlingen die Füße
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Gründonnerstag 2015: Papst Franziskus wäscht zwölf Häftlingen die Füße

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"Ich wasche zwölf von Euch die Füße, aber ich wasche sie Euch allen. Auch ich muss durch den Herrn gereinigt werden", sagte Franziskus bei der Abendmahlsmesse in der Kapelle der Haftanstalt Rebibbia vor rund 300 Insassen.

Anschließend kniete das Oberhaupt der katholischen Kirche vor den sechs Männern und sechs Frauen nieder, goss Wasser über deren nackte, ausgestreckte Füße, trocknete und küsste sie. Zusätzlich vollzog der Papst den Ritus auch an dem kleinen Kind von einer der weiblichen Strafgefangenen. Einige der Häftlinge weinten während der Zeremonie.
Sie stammen aus Italien, Nigeria, Brasilien, Ecuador sowie der Demokratischen Republik Kongo.

"Jesus liebt uns ohne Grenzen und für immer, jeden einzelnen mit Namen und Vornamen", so der Papst. "Er wird nicht müde, zu verzeihen." Jesus selbst habe sich mit der Fußwaschung an seinen Jüngern selbst erniedrigt, die in der Antike eine typische Sklavenarbeit gewesen sei. Dabei stünden die Füße symbolisch für die Reinigung des ganzen Menschen durch Gott.

Gründonnerstag erinnert an das Letzte Abendmahl

Papst Franziskus als Wachsfigur in Paris
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Papst Franziskus als Wachsfigur in Paris

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Die Messe am Gründonnerstag erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu, bei dem dieser seinen zwölf Jüngern als Zeichen der Demut und Liebe die Füße wusch. Traditionell fand die Liturgie stets in der Lateran-Basilika statt, der eigentlichen römischen Papstkirche. Die Fußwaschung vollzogen die Vorgänger von Franziskus in der Regel an verdienten Klerikern.

Franziskus brach bei seinem ersten Osterfest 2013 mit der Tradition, indem er den Gottesdienst unter weitgehendem Ausschluss von Medien in einer römischen Jugendstrafanstalt feierte. Im vergangenen Jahr verlegte er den Ritus in eine römische Behinderteneinrichtung. Dabei wusch er unter anderen einem muslimischen Behinderten aus Libyen die Füße.

Das Gefängnis Rebibbia an der Via Tiburtina mit rund 2.100 männlichen und weiblichen Häftlingen erlangte Berühmtheit, weil dort der Papst-Attentäter Ali Agca einsaß, den Johannes Paul II. (1978-2005) im Dezember 1983 besuchte und ihm mit einer Umarmung verzieh. Am vierten Adventssonntag im Dezember 2011 kam auch Papst Benedikt XVI. (2005-2013) in der Haftanstalt zu einer Begegnung mit den Gefangenen zusammen.

(KNA)
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